Weitere Immobilienbanken am Boden: Notbremse für Fanny und Freddie

Die USA wollen die Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae unter staatliche Verwaltung stellen. Es könnte die größte Rettungsaktion der US-Finanzgeschichte werden.

Sehen schon ein wenig nach Friedhof aus: Blumen am Firmenschild des Hauptquartiers von Freddie Mac. Bild: reuters

BERLIN taz Die US-Regierung hat die Kontrolle bei den angeschlagenen Immobilienfinanzierern Freddie Mac und Fannie Mae übernommen. Damit sollen laut Finanzminister Henry Paulson größere Schwankungen auf den Finanzmärkten vermieden werden.

Die Vorstandschefs der beiden Immobilienfinanzierer dürften im Zuge der Übernahme in die Wüste geschickt werden. Experten gehen davon aus, dass es die größte Rettungsaktion in der Geschichte der US-Finanzmärkte werden wird.

Damit bestätigt sich, was seit einigen Wochen in Finanzkreisen gemunkelt wird. Vor gut einem Monat hatte der US-Kongress der Regierung erlaubt, die Immobilienfinanzierer notfalls zu übernehmen.

Die US-Regierung hat bereits eine ganze Reihe durch die Immobilien- und Finanzkrise gestrauchelte Banken dicht gemacht. Zuletzt am Freitag die Silver State Bank aus Nevada, in deren Aufsichtsrat aparterweise bis vor kurzem ein Adoptivsohn des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain saß. Die Bank hatte Einlagen von fast 2 Milliarden US-Dollar. Der Bankensicherungsfonds rechnet damit, dass er mit 450 bis 550 Millionen Dollar einspringen muss.

Eine ganz andere Größenordnung sind Fannie und Freddie - sie kann man nicht einfach pleitegehen lassen. Ihre Aufgabe ist es, im öffentlichen Auftrag von anderen Banken Hypotheken zu übernehmen, so dass diese neue Immobiliendarlehen vergeben können. Sie halten daher inzwischen fast die Hälfte aller Hypotheken für Wohnhäuser.

Insgesamt stehen in ihren Büchern Darlehen über mehr als 5 Billionen Dollar. Würden sie bankrottgehen, wäre das eine Katastrophe für den ohnehin schon kriselnden US-amerikanischen Immobilienmarkt - und ein schwer zu verdauender Schock für die Finanzmärkte.

Der Staat will für mindestens ein Jahr als Verwalter der beiden Finanzinstitute agieren, erklärte der Vorsitzende des Finanzausschusses des Repräsentantenhauses, Barney Frank, der Washington Post. Erst dann soll die Entscheidung fallen, ob sie in Staatsbesitz bleiben oder neu aufgestellt und in die Unabhängigkeit entlassen werden soll.

In welcher Höhe der Staat für die Rettung von Freddie und Fannie Kapital zuschießen muss, steht offenbar noch nicht fest. Investoren befürchten, dass die Aktien der beiden Banken praktisch wertlos werden, wenn der Staat irgendwann selbst einen großen Batzen des Firmenkapitals stellt. Die Papiere, die seit Ausbruch der Finanzkrise vor einem Jahr ohnehin schon rund 90 Prozent verloren hatten, brachen deshalb am Freitag noch weiter ein. Seit Ausbruch der Krise haben die beiden Finanzhäuser Verluste in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar eingefahren. Noch weitere Verluste sind zu erwarten, weil immer mehr Amerikaner ihre Hypotheken nicht bedienen können.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.