: Weitere Ermittlungen gegen Kriegsverbrecher
■ Bisher drei Personen ermittelt?
Hamburg/Göttingen (dpa/taz) – Staatsanwaltschaft und Polizei fahnden in mehreren Bundesländern nach möglichen Kriegsverbrechern aus dem früheren Jugoslawien. Nach der Festnahme des bosnischen Serben Dusan Tadic (38) in München laufen nach Informationen aus Sicherheitskreisen sogenannte Umfeldermittlungen außer in Bayern auch in Hessen und Niedersachsen. Die Ermittlungen sind auf einen namentlich bekannten Personenkreis, aber auch bestimmte Gruppierungen oder Institutionen ausgerichtet.
Überprüft werde unter anderem, ob V-Leute in die Szene eingeschleust werden können. Obwohl immer noch unklar sei, ob serbische Kriegsverbrecher in Deutschland vor Gericht gestellt werden sollen, seien Staatsanwaltschaften gebeten worden, Zeugenschutzprogramme auszuarbeiten. Die Bundesanwaltschaft machte zu den „laufenden Ermittlungsverfahren“ keine Angaben. Ein Sprecher: „Wenn wir uns jetzt dazu äußerten, müßten wir mit dem Klammerbeutel gepudert sein.“
Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sind in Deutschland bis zum Mittwoch Namen und Aufenthaltsorte von drei mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechern ermittelt worden. Nach Informationen des „Dokumentationszentrums zur Erfassung von Kriegs- und Genozidverbrechen Zenica“ bei der GfbV gehört dazu ein Restaurantbesitzer, der im Laufe des Bürgerkriegs in Bosnien für mehrere Wochen nach Serbien fuhr. Bei einem Einsatz im Bezirk von Prijedor soll er an sogenannten „ethnischen Säuberungen“ beteiligt gewesen sein und auf grausamste Weise Menschen getötet und Frauen vergewaltigt haben.
Die Göttinger Menschenrechtsorganisation und die Vertreterin des Zentrums Zenica, Fadila Memisevic, wollen die Zeugen nun ermuntern, sich den Ermittlungsbehörden zur Verfügung zu stellen. Die Zenica-Sprecherin erklärte außerdem, etwa 50 in Deutschland lebende Serben seien teilweise für mehrere Wochen zu Einsätzen gegen die Zivilbevölkerung nach Bosnien gefahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen