… EISBÄR KNUT? : Weiter für Emotionen sorgen
Sein vierjähriges Leben war ein einziger Medienhype – und noch nicht mal nach seinem Tod hat er Ruhe: Der im März im Berliner Zoo gestorbene Eisbär Knut, der von seiner Mutter verstoßen und von einem Tierpfleger aufgezogen wurde, ist nicht begraben worden. Seine sterblichen Überreste ruhen in einer mit Speziallösung gefüllten Kühlbox im Naturkundemuseum. So lange, bis das Museum „eine vernünftige Konzeption“ für die Zurschaustellung des toten Tiers gefunden hat. Peter Bartsch, Leiter der Sammlungsabteilung des Museums, hat am Wochenende verkündet, Knuts große Popularität für höhere Ziele nutzen zu wollen. Wenn der Eisbär schon solche Emotionen in der Bevölkerung freisetze, so der gewiefte Wissenschaftler, könne man die Präsentation des präparierten Körpers ja wenigstens mit Gedanken zum Aussterben der Eisbären und zum globalen Klimawandel verbinden.
Fankult also nur mit Volksbildung? Keine schlechte Idee – schließlich wird es auch mal Zeit, dem hirnlosen Knut-Kult ein wenig Sinn einzuhauchen. Denn was als Kinderattraktion („soooo süüüß“) und Boulevard-Rührstück („das arme verstoßene Eisbärenbaby!“) begann, steigerte sich im Lauf der Jahre zur Absurdität. Jede Minute des Zooalltags wurde dokumentiert, jede Nuance in der Entwicklung zum Jungtier psychologisch gedeutet. Dazu kam ein gigantischer Vermarktungszirkus, der dem Zoo fette Einnahmen bescherte. Auch als unansehnlich-gelblicher Pubertierender blieb Knut noch eine Cash-Cow, weil erst sein Pfleger Thomas Dörflein starb („armer vaterloser Knut“) und die Damenwelt ihm zusetzte („Mobbing im Zoo!“). Als den Bären eine Virusinfektion dahinraffte, demonstrierten Knut-Fans gegen eine geplante Ausstopfung und für ein Grab neben dem des Bärenpflegers. Bald können sie wieder pilgern – aber dann sollen sie dabei gefälligst über die Polkappen nachdenken. API Foto: dapd