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■ Weihnachtsmißbräuche. Heute:Glühwein

Woran merkt man, daß Weihnachten vor der Tür stinkt? Daran, daß die ganze Stadt durchzogen wird von ekelhaften Glühweinschwaden. Jener alkoholschwangere Dunst, der das naßkalte Dezemberklima so brechreizerregend anreichert. Muffiger, feuchter Mief. Es gibt kaum etwas, das würgender in die Empfindungsorgane einmöckert als Glühweingerüche. Höchstens noch gründlich durchgeschwitzte Tennissocken, die in einer hermetisch verschlossenen Plastiktüte eine Woche lang vergessen wurden.

Warum wird in der Weihnachtszeit so besinnungslos Glühwein geschlabbert? Warum sind alle halbwegs begehbaren Stadtflächen zugestellt mit geschmacklos zusammengezimmerten Holzbuden, an denen sich übellaunige, rotgesichtige Menschen aufgewärmte, zwölfprozentige Zuckerbrühe zwischen die Hirnschalen hämmern und auf diese Weise was entwickeln?

Vorweihnachtsfreude? Besinnliche Stimmung? Wenn Sie mich fragen, entwickeln die nur eines: Mundgeruch der fauligsten Sorte. Glühweinatem – der Pesthauch des Festes.

Wenn ich mir zu Weihnachten was wünschen dürfte, wäre es ein lang anhaltender, strenger Dezemberfrost. Eine adventliche Dauereiszeit, die jeden gefrierfrostet, der seine Hand nach einem stinkenden Glühweinglas ausstreckt. Fritz Eckenga

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