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Weihnachtsjubel im Rathaus

■ Senat freut sich über den Verkauf der Hamburger Stahlwerke

Henning Voscheraus liebster Weihnachtsmann heißt Christian Olearius, ist im Zweitjob Mitinhaber der Warburg Bank und brachte dem Senat gestern das allerschönste Geschenk: Einen unterschriftsreifen Vertrag über die Übernahme der Hamburger Stahlwerke (HSW) durch den indonesischen Stahlkonzern Ispat, dem die Regierungsriege postwendend zustimmte.

Beim Auspacken vor der Landespressekonferenz kamen Senatschef und Wirtschaftskollege Rittershaus denn aus dem Jubeln auch gar nicht heraus. Auszüge: „Gottseidank“. „Ein bemerkenswert positives Ergebnis.“ „Olearius gebührt Dank. Er hat sich verdient gemacht.“

Nur einer mußte sich kräftig bemühen, die vorweihnachtliche Stimmung nicht zu verderben. Finanzsenator Ortwin Runde, den angesichts des Präsents „ambivalente Gefühle“ beschlichen. Zwar ist die Stadt das durch Sozi-Filzverdacht und hohe Schulden in die Schlagzeilen geratene Werk nun endlich los. Da der neue Eigentümer aber nur die Hälfte der Schulden übernimmt, klafft ab 1. Januar ein beträchtliches Loch im Hamburger Haushalt, das Runde nur durch zusätzliche Kredite stopfen kann.

Wieviel Geld genau sich Runde pumpen muß, steht bisher noch nicht fest. Um die 80 Millionen Mark dürften es bei einem HSW-Schuldenstand von 174 Millionen Mark allerdings schon werden.

Über die genauen Vertragsbedingungen schwiegen sich Weihnachtsmann und Beschenkte aus, da mit der Ispat-Gruppe Stillschweigen vereinbart wurde. Offen blieb auch, warum das Stahlwerk erst verkauft werden konnte, nachdem Rittershaus der HSW-Geschäftsführung die Verhandlungsführung entzogen und Olearius übertragen hatte. Der Weihnachtsmann bescheiden: „Wir haben ein unheimliches Glück gehabt“. uex

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