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Wasserball-BundesligaVerlieren würde viel helfen

Wasserball-Bundesliga Spandau dominiert die Liga - leider sind die Spieler international nur Mittelmaß.

Die Wasserfreunde Spandau 04 haben derzeit nur einen ernstzunehmenden Konkurrenten: der ASC Duisburg. Bild: ap

Spannung im Meisterschaftskampf gibt es in der Wasserball-Bundesliga schon seit Jahren nicht mehr. Nach Belieben dominieren in der Regel die Wasserfreunde Spandau 04 die Liga. Einziger wirklich ernstzunehmender Konkurrent ist derzeit der ASC Duisburg. Die beiden Topteams stellen auch fast die komplette Nationalmannschaft. Elf der dreizehn Akteure stammen aus beiden Teams - sieben sind Spandauer, vier Duisburger.

Am Sonnabend waren alle in einem Becken versammelt. Da gastierte der Tabellenzweite der Hauptrundengruppe A aus dem Ruhrgebiet beim deutschen Meister in Berlin. Doch das vermeintliche Spitzenspiel entpuppte sich schnell als Langweiler. Mit 16:9 (7:5) schickten die Spandauer den Konkurrenten wieder nach Hause. "16 Gegentore - das ist ja schon fast wie beim Handball", kritisierte Spandaus Sören Mackeben den Gegner. Das Problem war, dass die Duisburger die letzten zehn Begegnungen gegen die Berliner allesamt verloren hatten und selbst nun offensichtlich gar nicht mehr daran glaubten, den Rekordmeister besiegen zu können. Das würde zumindest den merkwürdig emotionslosen Auftritt beider Teams erklären. Für Sören Macken war ja ohnehin klar: "Wir wussten, dass wir gewinnen werden." Damit bleiben die Berliner mit 16:0 Punkten Tabellenführer und werden wohl als Tabellenerster in die Playoffs gehen. Im Finale werden sich beide Mannschaften dann aller Voraussicht wieder sehen.

Dabei würde eine Niederlage der Spandauer der Liga gut tun. Das sehen sogar die Berliner so. "Das wäre dann auch für die Zuschauer interessanter", gesteht Spandaus Manager Peter Röhle. So fehlt die Spannung und der Zuschauerzuspruch bleibt gering. Gegen Duisburg verloren sich nur ein paar Interessierte in die Schöneberger Schwimmhalle. Dass aber ein Wasserballspiel in Berlin durchaus Zuschauer locken kann, zeigte ein Länderspiel gegen Italien am vergangen Dienstag: Da war die Halle gut besucht - die Leistung der Deutschen bei der 4:11-Niederlage allerdings katastrophal.

So spiegelte das durchschnittliche Duell der beiden Topteams vermutlich nur das Niveau des deutschen Wasserballs im internationalen Vergleich wieder. In den letzten Jahren hat sich Wasserball weiterentwickelt. Doch diese Veränderung haben die Deutschen ein wenig verpasst. "Es gibt nicht nur athletische, sondern auch taktische Defizite", sagt Mackeben, der selbst zwei Jahre im Wasserballland Ungarn spielte. In Deutschland fehle es vor allem an modernen und innovativen Trainern. "Das ist das Hauptmanko", sagt er.

Die Spandauer beschäftigen deshalb mit Nebojsa Novoselac auch einen Serben als Coach. "Von dem kann sogar ich mit meinen 31 Jahren noch etwas lernen", gesteht Mackeben. Er selbst hat seine Karriere in der Nationalmannschaft mittlerweile entnervt beendet. "Als Sportler will man eine Weltmeisterschaft oder Olympia auch mal gewinnen." Davon waren und sind die Deutschen aber weit entfernt. "Wenn es immer nur darum geht, einen Platz zu erreichen, der zur Qualifikation für das nächste Turnier reicht, spielt irgendwann der Kopf nicht mehr mit", erklärt Sören Mackeben.

Internationale Spiele gibt es für ihn deshalb nur noch im Europapokal. So auch wieder am nächsten Sonnabend: Dann trifft Spandau 04 in der LEN-Trophy - in etwa vergleichbar mit der Europa League im Profi-Fußball - im Halbfinalrückspiel auf die Montenegriner von VA Cattaro. Mit 4:8 ging das Hinspiel deutlich verloren. Deshalb "wäre ein Finaleinzug sensationell", sagt Röhle.

Für die Spandauer wird eine erhebliche Leistungssteigerung gegenüber den Auftritten in der Liga notwendig sein, wenn sie eine Chance haben wollen. Eines immerhin steht schon vor dem Anwurf fest: Es wird auf alle Fälle endlich wieder spannend im Becken.

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