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Archiv-Artikel

Was tun in Hamburg?

Von MATT

■ Sa, 16. 5., 15 Uhr, Pudel

Kauzige Mischung

Für einige ist Jimi Tenor schlicht ein Spinner. Für andere ist der kosmopolitische Finne ein Genie, das sich eben sehr nah an der Grenze zum Wahnsinn aufhält. Jedenfalls hat es dem Mann mit der überdimensionierten Brille an überbordender Phantasie und Extravaganz nie gemangelt. Ob Mitte der 1990er-Jahre mit „Take Me Baby“ als technoide Lounge-Version von Sun Ra und Barry White zugleich, auf den, nun ja, sehr eigenen Prog-Space-Jazz-Alben „Utopian Dream“ und „Beyond the Stars“ oder bei den „vorsichtigen“ 50/50-Re-Kompositionen von Reich-, Messiaen- oder Satie-Stücken. Nie kann man sich sicher sein, was der Eklektiker gerade zusammenmischt – kauzig und intensiv wird es in jedem Fall.  Tenors of Kalma heißt nun Tenors gemeinsames Projekt mit dem Gitarristen Kalle Kalima und dem Schlagzeuger Joonas Riipa. Irgendetwas zwischen Free Jazz und Elektronik sollte es werden, zwischen Sun Ras Arkestra und Kraftwerk. Herausgekommen ist weder das eine noch das andere. Stattdessen finden sich auf dem Album „Electric Willow“ viel Afrobeat, No-Wave-Einflüsse und schamanistische Geräusch-Sessions. Am Samstag nun sind die Tenors of Kalima im Pudel Garden zu hören, Ende Mai sind sie dann nochmal auf dem Elbjazz-Festival zu Gast.

■ Mo, 18. 5. bis Do, 21. 5., Literaturhaus

Sprechende Bilder

Bereits zum vierten Mal machen die Hamburger Graphic-Novel-Tage im Literaturhaus die Welt der Comic-Romane zum Thema. Kuratiert haben das Programm wieder der renommierte Schweizer Comic-Journalist Christian Gasser und Frankfurter Allgemeine-Feuilletonist Andreas Platthaus, beides ausgewiesene Kenner der sprechenden Bilder. Im Mittelpunkt stehen auch diesmal wieder die vier Podiumsdiskussionen mit AutorInnen und ZeichnerInnen aus Hamburg, Deutschland und dem – zumeist europäischen – Ausland. Zu Gast sind der Italiener Manuele Fior, der Schweizer Matthias Gnehm, die Belgierin Judith Vanistendael, der Franzose Lewis Trondheim, der US-Amerikaner Richard McGuire sowie aus Deutschland Birgit Weyhe, Flix und Hendrik Dorgathen.

■ Mi, 20. 5. bis So, 24. 5., je 20 Uhr, Kampnagel

Inniges Verhältnis

Heruntergebrochen hat der französische Philosoph Alain Badiou in seinem Buch „Lob der Liebe“ die Definition der gegenseitigen Zuneigung so: Die Liebe sei das Zugeständnis, dass es allein nicht geht und der Anfang einer neuen Welt auf einer „Bühne der Zwei“. In ihrem neuen Stück „Liebe“, Auftakt zu einer Trilogie, stellt die Hamburger Choreografin Jenny Beyer den Performer und das Publikum auf diese Bühne – und widmet sich dem fragilen Verhältnis von Tänzer und Zuschauer. Ausloten will sie die gegenseitigen Erwartungen und Möglichkeiten im Miteinander: Wann berührt Tanz? Wie können die Zuschauer Teil eines choreografischen Geschehens werden, ohne mittanzen zu müssen? Und wie bewegt Bewegung, ohne zu bedrängen?

■ Di, 19. 5., 20 Uhr, Thalia Theater

Widerborstiger Pop

Seinen Erfolg als Sänger verdankt Rocko Schamoni sicher nicht seiner stimmlichen Wandlungsfähigkeit. Kein Zweifel aber kann bestehen an seiner Berufung zum Entertainer. Und als solcher steht der 48-Jährige nun auf der Bühne, mit dem 16-köpfigen Orchester Mirage, dem Schauspieler und Sänger Axel Prahl und Sängerin Rica Blunck. „Die Vergessenen“ heißt das Projekt, das nun auch auf Platte erscheint. Aus 500 mehr oder weniger übersehenen „schönsten deutschsprachigen Popsongs“ der jüngeren Musikgeschichte hat Schamoni 20 ausgewählt, deren Interpreten „sich in ihrem Leben eher widerborstig benommen haben“. Darunter etwa der Saal-2-Mini-Hit „Rom“, Manfred Krugs „Da bist du ja“ und ein Romy-Schneider-Duett aus dem Film „Die Dinge des Lebens“.  MATT