Was tun in Hamburg?:
Do, 5. 10. bis Sa, 14. 10., Kampnagel
Migrantpolitisiert
Die „Migrantpolitisierung“ von Kunst und Gesellschaft spielt auf Kampnagel schon länger eine zentrale Rolle, nun eröffnet die Kulturfabrik ihre Spielzeit mit einem Schwerpunkt zum Thema „Strategien für eine migrantpolitische Gesellschaft“. Unter dem Titel „Openhaus“ laden Performances, Dauerinstallationen, Clubformate und Tanzprojekte ein zum Nachdenken über neue Perspektiven auf Kultur im „Zeitalter der Migration“. Am Donnerstag etwa führt der Choreograf Mandeep Raikhy das Publikum ins Schlafzimmer, in dem zwei Männer sich fleischlich und emotional begegnen. Hintergrund von „Queen-Size“ ist die Kriminalisierung von Homosexualität in Indien. Am Freitag dann plädiert der Migrationsforscher Mark Terkessidis in seiner Impulsrede für eine radikal interkulturelle Öffnung und Selbsterfindung durch Zusammenarbeit.
Sa, 30. 9./So, 1. 10., 18 Uhr, Goldbekhaus
Zeitlos giftig
Im Januar 1987 haben sich zehn Damen und ein Herr zur ersten „Altentheatergruppe“ dieser Stadt im Goldbekhaus zusammengefunden. Die Themen der heute nur noch aus Frauen bestehenden „Herbst-Zeitlosen“ – benannt nach dem tödlich giftigen Krokusgewächs – reichen von Frauengeschichten über Aspekte des Älterwerdens bis zu gesellschaftspolitischen Fragen. Vom ersten Satz bis zum Bühnenbild machen die allesamt über 60 Jahre alten Theatermacherinnen bis heute alles selbst. Nun feiert die Seniorinnen-Truppe 30 Jahre auf der Bühne. „Das Jubiläum oder: was ist hinterm Vorhang?“ ist denn auch ein Stück in eigener Sache: Das Jubiläum steht an, aber hinter dem Vorhang passiert allerlei, das das Spiel ins Trudeln und die Darstellerinnen in Schwierigkeiten bringt. Aber über die Bühne gehen muss es ja – egal wie.
Zur Gala gibt‘s außerdem eine kleine Ausstellung, Redebeiträge von Vertreter*innen der Kulturbehörde und Theaterschaffenden, ein Büffet und Musik. Ab sofort kann man auch eine Chronik der vergangenen 30 Jahre im Goldbekhaus erstehen. Informationen gibt es unter www.dieherbstzeitlosen.de.
Fr, 6. 10., 21 Uhr, Nachtasyl
Skandinavische Smiths
Vor genau fünf Jahren wurde an dieser Stelle schon mal angemerkt: Der Soundtrack für junge Leute in trüben Gegenden und desolaten Verfassungen erinnert die schreibende Zunft immer nur an die Smiths. Das war im Zusammenhang mit der Feier des fünften Geburtstags der damals schon verdienten Skandinavien-Pop-Reihe „Hit the North“. Das ist im Fall der Göteborger „Death-Pop“-Band Agent Blå nicht anders, auch wenn die sich bei einem Wettbewerb kennenlernten, bei dem Songs dieser spröderen Düstercombo, genau: Joy Division, gecovert wurden.
Treu geblieben ist sich die Konzertreihe also all die Jahre, denn das schwedische Quintett ist am Freitag zur Feier des zehnten Jubiläums zu Gast und stellt sein Debütalbum vor. Und auch das ebenfalls dort zu hörende finnische Duo Burning Hearts passt nicht nur in Sachen traurig-melancholische Verdüsterung in die Schublade „skandinavische Smiths“: Deren Mitglieder nämlich entstammen jener Band, die vor fünf Jahren den Vergleich mit der Combo um Morrissey evoziert hat: Cats on Fire. Dass auch das den Abend komplettierende Hamburger Iron Lung Quintet da nicht aus der Reihe fallen darf, ist klar. Also erinnert, was für ein Wunder, auch deren Sound die Macher der Reihe nicht nur an den Dunkelballadensänger Nick Cave, sondern auch an, eben: Morrissey. MATT
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