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Was tun in Hamburg?

Foto: Alex Marko

Mi, 24. 5., 20.30 Uhr, Golem

Freie Geister

Wird irgendwo in Hamburg freier Jazz angekündigt, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Typen mit im Spiel: Chad Popple, Schlagzeug, und John Hughes, Kontrabass, wären vermutlich längst in irgendeinem Lexikon abgebildet – neben dem Eintrag für „Rhythmusgruppe“ –, wenn es noch Lexika gäbe. Zusammen mit dem Saxofonisten Rolf Pifnitzka, der früher bei der Band Tisch 5 war, und dem Tasteninstrumenten-Wizard Jörg Hochapfel sind sie das Quartett Piho Hupo. Beziehungsweise, wenn man den Veranstaltern glauben möchte, die „berüchtigsten Superstars des Hamburger Free Jazz“, die nun nach beinahe zwei Jahren mal wieder hier auftreten. Die Teilnahme ist hiermit empfohlen. ALDI

Fr, 26. 5., 19 Uhr, Westwerk

Bildungsreisender

Von Anfang Oktober bis Anfang Dezember 1936 – ein Jahr bevor er sich in Paris niederlassen sollte – erkundete ein junger Bildungsreisender Hamburg. Sensibel und durchaus mit Spott beobachtete der Ire das politische und kulturelle Leben in der Stadt und hielt seine Eindrücke in einem erst 1989 posthum entdeckten Tagebuch fest: seine Besuche in der Hamburger Kunsthalle, Kommentare zur zunehmend restriktiven Kulturpolitik der Nationalsozialisten, zum Verbot der „Hamburger Sezession“. Damals war Samuel Beckett – der später als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gelten und 1969 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet werden sollte – noch gänzlich unbekannt.

 Im Westwerk werden Becketts „Hamburg Diary“ und die darin steckenden Querverbindungen zwischen bildender Kunst, Literatur und Theater ab Freitag bis zum 11. Juni zum Ausgangspunkt für eine Reihe künstlerischer Auseinandersetzungen. Eröffnet wird die Ausstellung „Beckett was here“ mit Lyrik von Johann Walther Seidensticker, auf dem Cello begleitet von Christopher Loy.

Mo, 22. 5., 20 Uhr, „MS Stubnitz“

Festival zu dritt

So klingen Größenwahn, zappaesker Humor und unüberschaubare Genre-Einflüsse in Musik übersetzt. Tatsuya Yoshida (Ruins) sowie Makoto Kawabata und Atsushi Tsuyama (beide aus dem Acid-Mothers-Temple-Universum) stehen auf der „Japanese New Music Tour“ stellvertretend für die ganze japanische Noiserock-, Jazz-Fusion-, Drone-, Progrock- und überhaupt Avantgarde. Was das bedeutet, bringen sie sowohl solo als auch in fünf Duos und Trios auf die Bühne. Musikpuristen suchen das Weite, alle anderen machen die Ohren und Augen ganz weit auf.

So, 21. 5., 22 Uhr, Hafenklang

Schredder-Extremist

Geschickt gewählte Provokation, denkt man beim Namen Otto von Schirach. Hierzulande denkt ja jeder gleich an den NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Aber tatsächlich: Der war der Großcousin von Ottos Vater. Zum Glück, denkt man dann, ist der Mann davon ganz weit entfernt im hispanisch geprägten Süden Floridas groß geworden. Und bringt in seinen Schredder-Sets, die er nun im Hafenklang-Exil der verdienten MFOC-Reihe von Ralf Köster präsentiert, ganz andere Extreme in all ihrer schillernden Vielfalt – ach, nicht mal harmonisch – zusammen: so undeutschen Lärm wie Grindcore, Industrial, Miami Bass, Happy Hardcore, Musique concrète und natürlich afro-kubanische Musik. MATT

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