Was tun in Hamburg?:
Di, 25. 4., 21 Uhr, Astra-Stube
Kackscheiß wegtanzen
Andere mögen sich möglichst authentischem Endsiebziger-Sound verschreiben, das Berliner Trio Shirley Holmes bewahrt in seinem Punkrock eher den Sound der Neunziger auf. Und erinnert auch an Dinge, mit denen so mancher, der damals seine Körperteile dazu schüttelte, nichts mehr zu tun gehabt haben will. So gibt’s da nun gutaussehende, munter rockende Großstädter mit dem Herz am rechten Fleck zu sehen. Dass sie textlich ein wenig monochrom gegen dieses trügerische Digitale streiten und beinahe hippiesk fürs Körperliche werben – als befreite Tanzengehen irgendwen von den Zumutungen da draußen! –, nun, es ist so ein Konzert ja keine Philosophievorlesung.
Do, 27. 4., 19 Uhr, Literaturhaus
Wurzeln schlagen
Nein. Um die Heimat, dieses überfrachtete Ding, geht es ihm gerade nicht, da lag die taz-Rezensentin neulich ums Wesentliche daneben. „Zuhause“ hat Daniel Schreiber, ehemals Kolumnist für diese Zeitung, sein jüngstes Buch benannt, und damit gerade nicht die Flucht ins Allergrundsätzlichste angetreten angesichts all der Entwurzelung, die sich heute beklagen lässt. Er plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber den Flügeln und den Wurzeln, die – frei nach Goethe – der Mensch brauche: Nicht, wo man hingeboren wurde, stiftet Sinn, sondern der „Ort, an dem wir leben wollen“, wie es im Untertitel heißt. Dass es heute mehr denn je ein Privileg sein könnte, so ein Leben führen zu können, blendet der Kunstkritiker und Susan-Sontag-Biograf nicht aus.
Mo, 24. 4., 19.30 Uhr, UKE, Erika-Haus, Martinistraße 52
Moderne einläuten
Eigentlich gehörte dieser Abend ja in den alten Sektionssaal: Mit seinen Texten machte sich Edgar Allan Poe (1809–1849) bei den puritanisch Gesinnten unter seinen Landsleuten ja ähnlich unbeliebt, wie es die Leichenaufschneider im Dienste der Wissenschaft taten. Nun würdigt Hamburgs jüngstes Literaturevent, das Festival „High Voltage“, den Meister des Unheimlichen – aber vor allem auch Erfinder des modernen, quasi-wissenschaftlichen Verbrechensaufklärers – halt nebenan. Mit Andreas Nohl, aus dessen frischen Übertragungen Felix von Manteuffel liest, ist der maßgebliche Mann hinter einer neuen, auf fünf Bände angelegten Ausgabe im Deutschen Taschenbuch-Verlag zu Gast.
So, 23. 4., 17.30/21.45 Uhr, Studio-Kino
Nackenhaare aufstellen
Ein kleiner Nachtrag zur Seite 23 der taz vom Freitag dieser Woche: Wenn das Studio-Kino am morgigen Sonntag die Rassismus thematisierende Horrorkomödie „Get Out“ nun vorab und verdienstvollerweise obendrein im Original mit deutschen Untertiteln zeigt, geschieht das als Teil eines Dreifach-Features: Gerahmt wird Jordan Peeles Regiedebüt dabei von zwei famosen Filmen aus dem Jahr 1982, John Carpenters „Ding aus einer anderen Welt“ und Tobe Hoopers „Poltergeist“. Mainstreamware, werden Superdupercheckerhorrorfilmbunnys unken – aber eben genauso auch schöne Beispiele für die New-Hollywood-Phase des Gruselkinos. ALDI
So, 23. 4., 20 Uhr, Hafenklang
Zukunft haben
Über fehlende Zukunftsaussichten konnten sich Untergrund-Punks in Ostdeutschland wahrlich nie beschweren: alles vorbestimmt, von der FDJ bis zum Fabrikjob – zu viel Zukunft statt „no future“. „Stirb nicht im Warteraum der Zukunft“ (Heyne Hardcore, 560 S., 19,99 Euro) heißt deshalb Tim Mohrs Buch über die kaum bekannte Geschichte der Ostpunks von den späten Siebzigern bis zur Wende 1989, für das der Berliner Autor und DJ 50 Zeitzeugen befragt und Stasi-Akten gewälzt hat. Ersteres muss dabei der wahre Kraftakt gewesen sein, denn die ehemaligen Aktivisten leben heute, folgt man dem Ankündigungstext zu Mohrs Lesung (gemeinsam mit Brezel Göring), „ziemlich abgeschottet und stehen Fremden eher misstrauisch gegenüber“. MATT
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