Was tun in Hamburg?:
Di, 27. 12., 21 Uhr, Logo
Heimorgelmeister
Der Hagener Mediziner, Ernährungsexperte und Alleinunterhalter Rainer Limpinsel alias Mambo Kurt beherrscht sein Geschäft aus dem Effeff. Schon mit 14 Jahren wurde der überzeugte Tennissockenträger zum westdeutschen Meister im Heimorgelspielen gekürt. Acht Jahre später begann dann der unaufhaltsame Aufstieg zum seitdem unangefochtenen „King of Heimorgel“, als er im kleinen Kreis anfing, Thrash-Metal von Slayer und Metallica auf seinem mittlerweile über 25 Jahre alten altmodischen Gerät zu interpretieren. Legendär ist bis heute seine Walzer-Version von „Enter Sandman“. Aus Rage Against The Machine wird eine Swing-Band, Nirvana spielen Mambo und Tina Turner wird zur Highspeed-Polka-Königin.
Mi, 28. 12., 20.30 Uhr, Golem
Jazz ohne Schäden
Jazz hat Vladyslav Sendecki in Polen lange Zeit nur geheim gespielt: als zu gefährlich galt der den Regierenden – die Gelenke ruiniere man sich damit, hieß es. Seit 20 Jahren lebt der Pianist, Keyboarder, Komponist, Arrangeur und Produzent nun in Hamburg und haut für die NDR-Bigband in die Tasten – ganz ohne gesundheitliche Folgeschäden übrigens und vor fünf Jahren mit dem Hamburger Jazzpreis bedacht, weil er so ein „dialogfähiger, toleranter Künstler“ ist, „der sich über Grenzen hinwegsetzt“. Und für die New Yorker Zeitung Village Voice ist der Pole sogar einer der fünf besten Jazzpianisten der Welt. Im Golem spielt Sendecki mit seinem „Hamburg Projekt“ mit Gabriel Coburger am Saxofon, Jürgen Attig am Bass und Nathan Ott am Schlagzeug.
Mi, 28. 12., 21 Uhr, Knust
Enkes Erbe
Im Film „Zur Sache, Schätzchen!“, 1968 von seiner Lebensgefährtin May Spils gedreht, wurde Werner Enke zum Schlagertexte schreibenden, Autoritäten verspottenden Anti-Star des Neuen Deutschen Films. Für den Texter, Sänger und Gitarristen Carsten Friedrichs von der Hamburger Slacker-Soul-Kombo Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist Enke immer noch das große Vorbild in Sachen Sprachwitz, Lakonik und selbstbewusstes Scheitern. „Kennst du Werner Enke?“ heißt Friedrichs liebevolles musikalisches Denkmal für den prototypischen Gammler, den er am Mittwoch auch im Knust zum Besten gibt. Und für alle die Enke wirklich nicht kennen: Am 30. 12. läuft „Zur Sache, Schätzchen!“ ganz zufällig im Metropolis-Kino.
Mi, 28. 12., 20 Uhr, Contra-Bar
Sensibler Rocker
Eine Flasche Jack Daniels am Tag, die gefürchtetsten Drogen der Welt: nichts und niemand schien Motörhead-Sänger und -Bassist Lemmy Kilmister etwas anhaben zu können. Aber dann hat der Prostata-Krebs den 70-Jährigen doch besiegt, vor einem Jahr, am 28. Dezember, zwei Tage nach der Diagnose, ist er gestorben. Zur Erinnerung an den Nazi-Devotionalien-Fan mit der Kratzbürstenstimme zeigt der Filmemacher Peter Sempel am Mittwoch seine ganz und gar persönliche Musik-Psycho-Dokumentation „Lemmy“. Eine liebevolle Hommage an den staubtrockenen Humor und die, tatsächlich!, Sensibilität der Rock-Ikone. MATT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen