Was tun in Hamburg?:
Mi, 18. Mai, 21 Uhr, Knust
Gepanzertes Tasten
Talking to Turtles nennt sich dieses charmante Duo, das vor vier Jahren mit seinem im WG-Zimmer eingespielten Debüt „Monologue“ erstmals die Indiewelt verzückt hat. Tatsächlich ist der Low-Fidelity-Monolog mit Schildkröten ein ernst zu nehmendes Bild, das auch musikalisch seinen Niederschlag findet. Kurz nur wagt sich Sänger Florian Sievers aus dem Panzer heraus, um sich ebenso schnell wieder leise vom Mikro zurückzuziehen und gemeinsam mit mal mehr, mal weniger Freunden im Schildkrötentempo langsam Schritt für Schritt weiter durch eine surreale kleine Wohnzimmerwelt aus Mickey Mouse, Fahrradfahren, Akustikgitarren, Melodicas und Glockenspiel zu tasten. Das erinnert mit seinem unbedingten DIY-Charme bisweilen an die Moldy Peaches. Selten klingt Nicht-perfekt-Klingen so perfekt.
Mo, 16. Mai, 19.30 Uhr, Laeiszhalle
Persönlich extrem
Felix Kubin ist wie sein großes Vorbild, der Kosmonaut Juri Gagarin, meist da unterwegs, wo bisher niemand oder zumindest nur wenige andere waren. Seit Mitte der 1980er-Jahre wendet sich der „Lord of the Deranged“ vor allem musikalisch ausdrücklich „gegen die Schwerkraft“ und setzt sich leidenschaftlich für die Befreiung aufklärerischer Klänge aus den Fängen des Kapitalismus ein: mit sozialistischen Singeliedern der „Liedertafel Margot Honecker“, mit Elektroakustischem, Krach, experimentellem und futuristischem Science-Fiction-Pop. Dazu kommen Zeichentrick- und Animationsfilme, Radiosendungen, Hörspiele, Film- und Theatermusik, Literarisches, Installationen, das „Syndikat für Gegenlärm“ und das eigene Plattenlabel Gagarin Records.
All das kommt nun zusammen in der abendfüllenden Komposition, die Kubin eigens fürs Musikfest entwickelt hat und am Montag gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz in der Laeiszhalle uraufführt. Ums Festivalmotto Freiheit geht es da, aber nicht als gesellschaftliches Phänomen, sondern als persönlicher Extremzustand. MATT
Mi, 18. Mai, 20 Uhr, Jüdischer Salon im Café Leonar
Betreff: Zionismus
So richtig Bescheid wissen wohl die wenigsten derjenigen, die gerne mal drüber reden, über den Zionismus; die einen, um sich kritisch dran abzuarbeiten (weil gegen die Juden an sich sein, das geht doch nicht mehr … oder bloß noch nicht wieder?) – aber genauso auch manche derer, die sich dazu groß tönend bekennen und dabei so bereitwillig Israel damals, heute und überhaupt zur Projektionsfläche machen für dies und jenes höchst Eigennützige.
„Ich frage mich manchmal, wie die ganze Geschichte verlaufen wäre, wenn Herzl eines Morgens Freud aufgesucht und gesagt hätte: ‚Herr Doktor, Herr Doktor, ich habe einen Traum?‘“: Dieses recht weit vorne zu findende kleine Juwel von Satz deutet an: So verkniffen wie an manchen (linken) Kneipentresen geht es nicht zu in dem „dreistimmigen Austausch“, den das Buch „Herzl Reloaded“ darstellt (und auch nicht so taktvoll um jeden Preis wie an manch anderer gut gemeinter Gedenk-Stelle). Da bekommt der Wiener Publizist Doron Rabinovici überraschend eine E-Mail – von Theodor Herzl, dem Vater wenn nicht des „Judenstaats“, so doch zumindest der Idee dahinter; dritter Beteiligter: Natan Sznaider, Kind staatenlosa Schoah-Überlebender und Soziologe in Tel Aviv. Heraus kommt ein mal vergnügliches, mal auch – zumal für deutsche Ohren – gewagtes Sprechen: über Israel, seine Anfänge, seine Zukunft. Jetzt stellt Rabinovici das Buch in Hamburg vor. ALDI
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