Was tun in Hamburg?:
Sa, 23. 1., 20 Uhr, Lichthof Theater
Demokratieübung
Wie spricht man in drei Sprachen – konkret: in Deutsch, Portugiesisch und Spanisch – über vergangene Revolutionen und die Möglichkeit einer heutigen? Wie lässt sich aus unübersetzbaren politischen Begriffen Gemeinsames schaffen, wie aus Anekdoten aus unterschiedlichen Zeiten und Orten eine „Fiktionsrevolution“ weben? In einem kollektiven Schreibprozess zwischen dem portugiesischen Autor Mickael de Oliveira und der deutschen Autorin Ulrike Syha ist das Theaterstück „No(s) révolution(s)“ der Gruppe Cie Day-for-Night entwickelt worden, das am heutigen Samstag im Lichthof Theater zu sehen ist. Entstanden ist nicht nur eine Annäherung an das Politische über Grenzen hinweg, sondern auch ganz schlicht: eine theatrale Übung in pluralistischer Demokratie.
Di, 26. 1., 20 Uhr, Kampnagel
Deutsche Botschafter
Wie geht man als deutscher Botschafter in Ländern wie Sierra Leone, Liberia, Guinea und Côte d‘Ivoire mit politischen und militärischen Führern wie Valentine Strasser, Charles Taylor und Dadis Camara um? Eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anhand realer Biografien deutscher Botschafter und eine Erkundung postkolonialer Potenziale will das deutsch-afrikanische Singspiel „Der Botschafter“ der deutsch-ivorischen Künstlergruppe um Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen sein. Aber auch ganz konkret der Entwicklung eines tragfähigen Konzepts dienen, das den deutsch-afrikanischen Beziehungen neue Impulse verleihen kann: eine „fröhliche Nostalgie“ im Sinne der Filmmusicals des Franzosen Jacques Demy nebst Rollenwechsel und Perspektivenverdrehung.
So, 24. 1., 11–15 Uhr, Thalia Theater
Bürgergipfel
Um die unbedingte Toleranz und die Möglichkeiten des Miteinanders unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Ethnien ging es den Lessingtagen des Thalia Theaters von Beginn an. Dieses Jahr heißt das Thema: das „neue Wir“. Statt eines Vortrags gibt es deshalb zur Eröffnung am Sonntagnachmittag einen „Bürgergipfel“: An einer großen Tafel sollen 501 alte und neue Bürger gemeinsam über die Themen Arbeit und Demografie, Wohnen und Bildung, Heimat und Diversität sowie Außen- und Innenpolitik diskutieren. ÜbersetzerInnen, EhrenamtlerInnen und DolmetscherInnen sind eingeladen, Geflüchteten von dieser Kennenlern-Veranstaltung zu erzählen, sie mitzubringen und zu begleiten. Verbindlich meldet man sich mit einer Mail an dasneuewir@thalia-theater.de an.
Di, 26. 1., 20 Uhr, Kampnagel
Harter Feingeist
Auf den ersten Blick gehört Henry Rollins zu den Harten. Seit den 1980ern ist er ja auch vor allem als Frontmann der US-Hardcore-Punks Black Flag bekannt geworden. Und wer ihn da einmal gesehen hat, wie er die Spucke, die er gerade aus dem Mikro gesaugt hat, wieder verächtlich auf den eigenen nackten Oberkörper spuckt, der mag bezweifeln, dass dieser Mann auch besonnener Schriftsteller, Talkmaster, Radio-DJ, Verleger, Politik-Aktivist und Spoken-Word-Künstler ist. Aber in dem kleinen muskelbepackten Mann mit dem mal wütenden, dann wieder sorgenvollen Blick steckt ein feiner, mitteilsamer Geist. Selbst die kurz rasierten Haare sind nicht soldatisch gemeint, sondern Ausdruck von Sensibilität: Jedes regelmäßig gekürzte Haar stehe für ein Leiden dieser Welt, sagt Rollins. MATT
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