Was tun in Hamburg? :
■ So, 11. 1., 20 Uhr, Golem
Sci-Fi-Propaganda
Eine verrückte Geschichte: Im Ersten Weltkrieg wird das Deutsche Reich von drei Marsianern besucht. „Die Entdeckung Deutschlands durch die Marsbewohner“ heißt der 1916 gedrehte Propagandafilm, der erste offizielle seiner Art, der zugleich für das Inland und das „neutrale Ausland“ entstanden ist. Und zugleich einer der ersten Science-Fiction-Filme überhaupt, nebst Zukunftstechniken wie dem „Sprechschreiber“ und einem Weltraumflug. In ihrem knappen Band „Die Entdeckung Deutschlands. Science-Fiction als Propaganda“ (Verbrecher Verlag, 112 S., 14 Euro) geht Britta Lange dem Gewirr von Geschichten nach, das das Drehbuch des jüdischen Anwalts Richard Otto Frankfurter entfaltet, und bietet so einen Einblick in den fast hundert Jahre alten Zusammenhang von Film und Propaganda.
■ So, 11. 1., 20 Uhr, Polittbüro
Kiffer-Roman
Selbst die US-Amerikaner, immerhin die Erfinder des kompromisslosen „War on Drugs“, haben es längst eingesehen: Die Politik der Prohibition in Sachen Cannabis ist gescheitert. Nun wird sein Besitz und Konsum in immer mehr Staaten legalisiert. Und siehe da: Plötzlich haben Jugendliche Probleme, das Zeug noch auf der Straße zu kaufen. Wo es einen unkontrollierten und unkontrollierbaren Drogenmarkt gibt, ist die ganze Drogenpolitik schiefgelaufen, findet auch der Journalist und Autor Rainer Schmidt. In seinem Roman „Die Cannabis GmbH“ (Rogner & Bernhard 2014, 300 S., 22,95 Euro) erzählt er die Geschichte eines Kiffers, der in Hamburg zum Cannabis-Großunternehmer aufsteigt, den alle nur noch „Dude“ nennen – und auf den nicht nur die FDP stolz wäre. Sein Ziel: das beste Gras der Welt, ökologisch produziert. Aber bald wird der Spaß zum Stress, nicht mal Zeit zum Kiffen hat er noch. Am Sonntag stellt Schmidt sein skurriles Plädoyer für die Legalisierung im Polittbüro vor.
■ Do, 15. 1., 11 Uhr, Rathaus
Nazi-„Strafaktionen“
In etlichen besetzten Ländern Europas führten die Wehrmacht, die SS und die Polizei während des Zweiten Weltkrieges nach angeblichen oder tatsächlichen Anschlägen und Widerstandsaktionen unerbittliche „Strafaktionen“ durch. Ganze Ortschaften wurden niedergebrannt, Teile der Bevölkerung deportiert und Hunderte Menschen erschossen. Im Sommer 1944 wurden jeweils mehrere Hundert Männer aus dem französischen Murat, den belgischen Dörfern Meensel und Kiezegem und aus Putten in den Niederlanden in das KZ Neuengamme deportiert. An diese „Vergeltungsmaßnahmen“ und das Schicksal der Opfer erinnert die Ausstellung „Deportiert in das KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa“ im Hamburger Rathaus. Hintergründe erläutert ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, einer szenischen Lesung und einer Filmvorführung über das Ghetto in Riga. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag mit Ansprachen von Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Katharina Hertz-Eichenrode von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und dem Bürgermeister von Murat, Gilles Chabrier. Die Ausstellung ist bis zum 8. Februar zu sehen.
■ Fr, 16. 1., 20 Uhr, Polittbüro
Wölfe im Mai
Immer mehr erringen die Wölfe die Herrschaft über das Dorf. Aber seine Bewohner wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Niemand hört die Warnungen – bis es zu spät ist. „Wölfe mitten im Mai“ war 1965 Franz-Josef Degenhardts Warnung vor der wieder bedrohlich werdenden faschistischen Gefahr – gerade war die NPD in sieben deutsche Landtage eingezogen. Am Freitag singen, lesen und kommentieren Franz-Josef Degenhardts Sohn Kai und der Schauspieler Rolf Becker Lieder des legendären Liedermachers. MATT