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Archiv-Artikel

Was tun in Hamburg?

■ Fr, 23. 1., 20 Uhr, Lichthof Theater

Wahn-Identitäten

Das Gerücht, dass er nie selbst in Amerika war, stimmt nicht. Aber so wie sein Alter-Ego-Held Old Shatterhand war Karl May eben auch nicht: Kein stolzer, mutiger Held, sondern einer, der auf der tatsächlichen Reise erst mal einen Nervenzusammenbruch erleidet. Aber das kennen wir heute ja auch: All die fiktionalen Soziale-Medien-Identitäten oder der Authentitzitätswahn des Reality-Fernsehens führen jeden Versuch, wahrhaftig individuell zu sein, ad absurdum. Ausgehend von Karl Mays Autobiografie spielt Johannes Enders Stück „KarlMaySelf“ am Lichthof Theater ab Freitag mit der Grenze von Realität und Fiktion. Ein Duell mit dem Diktat des Echtseins.  MATT

■ Do, 22. 1., 19 Uhr, Literaturhaus

Herausfinden oder Abkapseln

Zum dritten Mal ist der Zürcher Michael Hampe nun zu Gast im „Philosophischen Café“. Nach Abenden zum Glück und der Natur geht es diesmal sozusagen ums Eigene: Was Philosophie sei, fragt Hampe in seinem jüngsten Buch „Die Lehren der Philosophie“ (Suhrkamp 2014), das gleichermaßen Einführung, Kritik und Utopie sein möchte. Der Übergang vom Denken, Fragen und Herausfinden zum doktrinären Behaupten, Recht-haben-Wollen und Einkapseln, so Hampe, sei nur ein kurzer – und die Philosophie, wie sie größtenteils betrieben wird, längst nicht mehr, was sie sein sollte: ein besonderer Ort, eine besondere Weise des Nachdenkens über den Menschen.

■ Mo, 19. 1., 20 Uhr, Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Straße 79

An die Ränder!

Da schreibt einer ein Buch, wird verlegt und sogar übersetzt in ein paar andere Sprachen – und dann injiziert das Geschehen in der wirklichen Welt dem Thema und seiner Bearbeitung ganz überraschend einen Schub Aufmerksamkeit. Ziemlich genau das ist in den vergangenen zwei Wochen Yannick Haenel widerfahren: Sein Roman „Die bleichen Füchse“ (Rowohlt 2014) handelt von einem 43-Jährigen, „dem die ,Aktualität‘ scheißegal ist“ und „der nur noch den Rändern Aufmerksamkeit schenkt, dem Saum, den Krümmungen der Wolken und dem Unkraut, das die letzten Brachen von Paris bedeckt“. Dieser Protagonist also lebt fortan in seinem Renault, liest ab und an ein paar Seiten „Warten auf Godot“ – und nimmt uns mit ins ganz und gar nicht schicke Paris jenseits der Autobahnen: Dorthin, wo sich nie ein Reisebus verirrt und die Polizei ihr Verhalten schon mal nach der Hautfarbe (oder Bartlänge) eines Verdächtigen richtet; in die Banlieues also, in den Augen vieler eine Petrischale für Hass und missbrauchte Religiosität, wie sie nun die Redaktion von Charlie Hebdo auslöschte.  In Hamburg stellt Haenel den Roman im Gespräch mit Übersetzerin Claudia Steinitz vor. Der Eintritt ist frei – die Veranstalter bitten um Spenden für die Flüchtlingsarbeit an der Ottenser Christianskirche.  ALDI