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Archiv-Artikel

Was ist ein Trend?

„Man kann überhaupt nichts vorhersagen“: Interview mit dem Trendforscher Peter Wippermann

Herr Wippermann, was ist eigentlich ein Trend?

Peter Wippermann: Einmal ist es der Unterschied zwischen zwei Messpunkten, beschreibt also die Entwicklung. Kulturell oder sozial ist es einfach ein Bindungsangebot. Man denkt heute nicht mehr in eine Richtung, hat nicht nur eine Karriere, eine politische Idee. So wie da neue Gemeinschaften entstehen und vergehen, entstehen Trends, die wir auf Anpassungsstrategien zurückführen. Was macht eine Gesellschaft mit einer neu entwickelten technischen Infrastruktur? Es gibt immer neue kulturelle Leistungen wie SMS, so dass man sich sogar politisch über eine neue Technologie koordinieren kann, die nicht vom Staat entwickelt wurde. Wenn Sie heute kein Handy haben, also keine SMS empfangen können, fliegen Sie aus ihrem Umfeld raus.

Wo setzt da die Trendforschung an – am Anfang, am Ende oder auf dem Weg eines Trends?

Die Trendforschung mischt sich in unterschiedlichste Bereiche ein, aber wir kümmern uns grundsätzlich nur um Veränderungen.

Die Sie besser wahrnehmenals die Allgemeinheit und dann für sie interpretieren?

Nach unseren Kriterien, die veröffentlicht und transparent sind, genau. Es gibt schnelle Veränderungen in der Technologie, in der Ökonomie, aber langsame Anpassungsstrategien im Sozialen und Kulturellen. Am besten kann man das bei der Euro-Umstellung sehen – die meisten rechnen noch heute in Mark.

Bis auf die ganz Jungen...

Und da interessieren uns die unterschiedlichen Gruppen; wachsen die einfach durch, quasi in einer biologischen Lösung, oder lernen die um?

Kann man einen Trend vorhersagen oder nur kommentieren?

Man kann überhaupt nichts vorhersagen. Wir sind Lebewesen, die auch deswegen ganz gut leben, weil sie das meiste verdrängen, was sich verändert. Vorhersagen sind Literatur, Science-Fiction. Bei der Schwarm-Intelligenz machen wir zum Beispiel nichts anderes, als zu schauen, wie sich kulturelle Interaktionen in der Zukunft gestalten werden.

Fragen: Jan Freitag