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Archiv-Artikel

Was denkt der Puck?

So viel Olympia war nie: 350 Stunden sind im Wechsel ARD und ZDF auf Sendung, dazu kommt noch durchgehend Eurosport. Doch wo anfangen mit dem Gucken? Eine Handreichung für 16 tolle Tage

von ANDREAS RÜTTENAUERSo wie Valérien

In der Eurosport-Kabine am Rande der Biathlon-Arena in Cesana herrscht zumindest phonetisch der Geist einer längst vergangenen TV-Epoche. Sigi Heinrich rollt das R genau wie der legendäre Harry Valérien. Ein mundartliches „Mensch, Bursch, was machst denn da?“, wie es für Valérien typisch war, würde ihm allerdings nie über die Lippen kommen. Dafür ist bei ihm die grenzenlose Bewunderung für Spitzenathleten zu spüren: „Schauen Sie sich das an! Das ist schon unglaublich, was die Athleten hier leisten.“ Und wer wissen will, wie Biathlon funktioniert, erfährt vom gut informierten Heinrich beinahe alles. Einschalten: z. B. 11. 2., ESP, ab 13 Uhr, 20 Kilometer der Männer

Waldi und Harry

ARD und ZDF wechseln sich im Zweitagerhythmus mit der Berichterstattung aus Turin ab. Immer wenn das Erste an der Reihe ist, soll scheinbar alles ein wenig schräg daher kommen. Waldemar Hartmann galt schon immer als unfreiwilliger Komiker. Seit Rudi Völlers „Scheißdrecks“-Anfall hat er echten Kultstatus und hegt und pflegt diesen auch. Zusammen mit Harald Schmidt fasst er abends die Ereignisse des Tages zusammen. Was uns erwartet? „Harry und Waldi“ statt Netzer und Delling. Einschalten: z. B. Sonntag, 13. 2., ARD, 22.30 Uhr

Für wahre Freaks

Olympischer Wintersport ungeschminkt gibt es auf den digitalen Kanälen der Öffentlich-Rechtlichen zu sehen. Die ARD räumt EinsFestival, das ZDF seinen Infokanal für die Sportberichterstattung. Die Übertragungen dort kommen ohne reißerische Anmoderationen aus. Auch die nationale Brille wird bisweilen abgesetzt. Es wird einfach Sport gesendet. Wer beispielsweise die Übertragung einer Curlingpartie in voller Länge genießen will, der ist hier genau richtig. Und weil den Moderatoren bei den langen Übertragungen auch nicht immer etwas einfällt, kann sich der wahre Freak am Geräusch ergötzen, das entsteht, wenn der Curlingstein über das blank geputzte Eis gleitet. Einschalten: täglich ab 14 Uhr

Der Skilehrer

Gerd Rubenbauer ist in Turin zum siebten Mal bei Olympischen Winterspielen dabei. Der ausgebildete Skilehrer wird von den Pisten der alpinen Skirennläufer aus Sestriere berichten. Wenn jemand weiß, was die Schwiegermutter des besten Freundes vom US-amerikanischen Skicrack Bode Miller von Beruf macht, dann ist es der Rubi. Außerdem hat er immer topaktuelle Infos auf Lager, Marke: „Ich bin vorhin noch mit ihm Lift gefahren.“ Einschalten: z. B. 25. 2., ARD, 19.45 Uhr, Slalom der Männer

Auf schnellen Kufen

Eisschnelllauf ist eigentlich nicht besonders attraktiv. Meist muss lange gewartet werden, bis die wenigen Sportlerinnen und Sportler an den Start gehen, die in den Kampf um die Medaillen eingreifen können. Nach drei, vier engen Läufen ist dann die Entscheidung schnell gefallen. Aber weil die deutschen Eisschnellläuferinnen so gut sind und weil sie sich immer noch nicht so recht mögen, werden die Einschaltquoten besonders hoch sein. ZDF-Reporter René Hiepen wird zudem unterstützt von der Exsportlerin mit dem schönsten Doppelnamen: Gunda Niemann-Stirnemann. Einschalten: z. B. 22. 2., ZDF, 17 Uhr, 1.500 Meter der Frauen

Psycho

Etwa 19 Stunden täglich senden ARD bzw. ZDF während der olympischen Winterspiele aus Turin. Um 9 Uhr vormittags geht es normalerweise los. Beim ZDF führen Rudi Cerne und Michael Steinbrecher durchs Programm. Letzterer wird dann wieder ganz tief hineinblicken wollen in die Seele der Sportler: „Was geht in einem Eishockeytorwart vor, wenn ein Puck mit 200 Stundenkilometer auf ihn zu fliegt?“ Einschalten: z. B. 18. 2., ZDF, unter anderem mit dem Eishockey-Vorrundenspiel Italien – Deutschland

Action

Es wird gedrängelt und gerempelt. Beim Short Track geht es richtig zur Sache. Dort treten Eisschnellläufer auf einer besonders engen Bahn an – und es kommt nicht nur auf die schnellen Beine, sondern auch auf die Standfestigkeit an. Und es gibt sogar einen echten Superstar in der Szene: Apolo Anton Ohno. Der US-Amerikaner mit dem schnellen Vornamen ist Favorit über 1.000 Meter. Vor vier Jahren stürzte Ohno zusammen mit allen anderen Favoriten im Finallauf. Gewonnen hat damals der Hobby-Short-Track-Läufer Steven Bradbury aus dem Wintersportland Australien. Einschalten: 18. 2., ZDF, 22 Uhr

Schwarz-Rot-Gold

Deutschland ist eine Wintersportgroßmacht. Dennoch gibt es nur in einer Disziplin so etwas wie eine Goldgarantie, nämlich im Rodelwettbewerb der Frauen. Seit Jahren schon hat keine Schlittenfahrerin aus einem anderen Land ein Weltcuprennen oder gar einen Weltmeistertitel gewonnen. Ein Erfolg von Hackl-Schorsch im Männerwettbewerb wäre dagegen zwar „bärig“, aber eine Riesenüberraschung. Bei den Frauen käme es dafür einer nie da gewesen sportlichen Sensation gleich, wenn nicht Silke Kraushaar, Sylke Otto oder Tatjana Hüfner am Ende ganz oben stünden. Die Korken knallen am 14. 2., ZDF, 18 Uhr