Was bekäme Justus Frantz anderswo?: Nix für die Proms
■ Der Kulturminister des Saarlands über öffentliche Gelder, Events und Kultur
Wie teuer das Gastspiel der Scorpions die Öffentliche Hand kommt, ist noch nicht sicher und obwohl das Musiktheater Stomp restlos ausverkauft ist, zahlt Bremen eventuell drauf. Immer mehr kommerzielle Kulturveranstalter versuchen, ihr Risiko auf die Öffentliche Hand abzuwälzen. Anders geht dagegen das Saarland vor, das die Finanzdeputation des Senats in der vergangenen Woche besuchte. Fraktionsübergreifendes Fazit der Reisenden: die Saarländer sparen besser. Wie sie das im Kultubereich machen, darüber sprach die taz mit Dr. Hansjörg Müller, dem Leiter der Kulturabteilung im saarländischen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft
taz: Wie werden denn, wenn überhaupt, kulturelle Projekte im Saarland gefördert?
Dr. Hansjörg Müller:Ich habe für die Förderung von Großveranstaltungen keine Mittel im Haushalt. Dafür gibt es nur Geld aus dem Sportwettengesetz (Erträge aus Lotterien u.ä., d. Red), je nach Ertragslage wie spielfreudig die Saarländer sind. Es gibt aber eine ganze Reihe gemeinnütziger Veranstalter, die zum Beispiel die Musikfestspiele Saar oder die Kammermusiktage Homburg veranstalten. Dafür gibt es aus dem Topf, der durch die Sportwetten reinkam, Jahr für Jahr einen Zuschuß. Es gibt es eine Vorgabeförderung nach einem vorgelegten Finanzplan. Wenn dort eine Deckungslücke auftritt, beteiligen wir uns entweder per Festbedarfsfinanzierung oder per Fehlbedarfsfinanzierung, wenn die Deckungslücke kleiner als erwartet war. Das ganze läuft so, daß ich mich in diesem Jahr an den Überschußmitteln des Jahres 1994 orientiere. Im Frühjahr 1995 wurde darüber die Bilanz gezogen. Dann weiß ich, was zu verteilen ist, damit Veranstalter über die bestehenden Mittel bescheid wissen. Ich kann den Veranstaltern 1995 sagen, was 1996 an Zuschüssen da ist. Alles aber, was von kommerziellen Veranstaltern gemacht wird, geht uns nichts an.
Hätte Justus Frantz' „Last night of the proms“ von Ihnen 175.000 DM erwarten können? Oder die Scorpions im schlimmsten Fall 400.000 DM?
Das fällt sicher unter die Kategorie, die ich nicht fördere. So hoch können wir erst mal meist nicht gehen. In der Regel bewegt sich eine Förderung im fünfstelligen Bereich, für die Musikfestspiele Saar ist es etwas mehr. Außerdem werden Ihre Beispiele über kommerzielle Agenturen vermittelt, und damit habe ich nichts zu tun. Wir haben Künstleragenturen, die die Kongreßhalle oder die „Garage“ (eine umgebaute Industriestätte, d. Red.) bewirtschaften, und die leben von ihren Einnahmen, nicht von unseren.
Der Mitnahmeeffekt ist bei Ihnen ausgeschlossen?
Der was?
Daß jemand einmalig etwas veranstaltet, was keine dauerhaften Folgen für die Region hat, und dafür auch noch Subventionen einstreicht.
Das kann ich so bei uns ausschließen.
Wie trist ist denn die saarländische Kulturlandschaft, wenn nicht subventioniert wird?
Als jemand, der die Verantwortung hat, bin ich natürlich betriebsblind. Aber Zugereiste bestätigen uns, daß das Saarland über eine außerordentlich reichhaltige und differenzierte Kulturlandschaft verfügt.
Fragen: Lars Reppesgaard
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen