■ Was Rosi Roland wieder weiß: Mobbing Dick
Was haben wir gelacht, als wir am letzten Samstag die Zeitung aufgeschlagen haben! Die DAG präsentiert das erste Bremer Mobbing-Opfer, und es ist (Tusch!): Brigitte Dreyer. Ausgerechnet diese hartgesottene DAG-Kämpferin soll mobbisiert zuhause im Bett liegen. Ihr Chef tyrannisiert sie, hat sie in alle Welt gepustet. Ihr Chef, das ist Herbert Wulfekuhl, auch SPD, Chef der Landeszentrale für Politische Bildung. Ab heute nur noch: Mobbing Dick.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da waren Brigitte und Herbert ein Herz und eine Seele. Da war Herbert noch Ortsamtsleiter im Viertel, und Brigitte hatte einen Schreibtisch beim Sozialsenator. Oft gesehen wurde sie da zwar nicht gerade, aber dafür hat sie sich reichlich für die Partei engagiert. Öffentlicher Dienst, SPD, das war damals doch eh alles eine Soße.
Dann sollte, wollte, durfte unser Herbert das Ortsamt verlassen, um Chef der Landeszentrale zu werden. Und wen wollte er zu seiner Nachfolgerin machen, na? Erraten! Noch vor allen Ortsamtsleiter-Wahlturbulenzen fuhr unser Herbert mit unserer Brigitte nochmal zum Ausspannen nach Frankreich.
Mit der Ortsamtsleiterin Dreyer wurde es bekanntermaßen nichts. Es gab genug SPD-Beiräte, die hätten lieber sonstwas gemacht, Dreyer hätten die nie gewählt. Ganz besonders die aus dem (linken?) Unterbezirk Ost hatte Braß auf unsere Brigitte, weil die nämlich aus dem (rechten?) Bremer Westen kommt, und genau durch das Beiratsgebiet Mitte verläuft die Demarkationslinie – aber das sind die Feinheiten.
Jedenfalls: Nach einigem Gezerre war der neue Ortsmtsleiter gekürt, mit den Stimmen von ein paar Sozis, und der hieß Hucky Heck. Und unser Herbert und unser Brigitte standen doof da. Wohin? Sagen Sie, die hatte doch einen Schreibtisch beim Sozialsenator. Stimmt schon, aber dahin konnte sie nicht wieder zurück. „Die Dreyer ist von einer Stelle zur anderen gewechselt und immer war sie überbezahlt. Viel Geld für relativ einfache Tätigkeiten“, erzählt eine ehemalige Kollegin. Da kam unser Herbert auf die grandiose Idee, seine Brigitte könnte es doch mal in der Senatskanzlei versuchen. Das aber mochte der Bürgermeister dann doch nicht so gerne: „Herbert, das ist Dein Problem, nicht meins.“ Und so kam es, daß Herbert ein Plätzchen an seiner Seite in der Landeszentrale freimachen mußte. So wurde aus der Mündelverwalterin und Viertelbürgermeisteranwärterin die Leiterin des Frauenreferates.
„Ich sag da nichts zu“, schallt es der Fragerin aus der Landeszentrale entgegen, wenn sie fragt, worum der Streit denn eigentlich geht. Vielleicht besser so, wer will schon so genau über enttäuschte Liebe undsoweiter Bescheid wissen. Aber darum scheint es nicht ausschließlich gegangen zu sein. Unser Brigitte durfte vom Arbeitsplatz aus ziemlich unbehelligt DAG-Kammerwahlkampf machen – ein echter Grund für Mobbing. Nebenbei hat sie aber auch als Frauenreferentin gearbeitet und als letzte Großtat einen Europakongreß organisiert, im Kongreßzentrum. Da waren zwar nur ein paar Handvoll Teilnehmerinnen, machte aber beinah nichts, bezahlt hat den Spaß eh fast ausschließlich die EU. Fast – ein paar Tausender hatte die Landeszentrale auch noch zugeschossen. Und das mitten in den Vorbereitungen für den kommenden Haushalt. Das kam ziemlich schlecht an, denn als die Landeszentrale maulte, weil ihr Gelder gestrichen werden sollten, da zeigten die Finger aus der Bürgerschaft auf den Europakongreß: „Wenn Ihr für sowas Geld habt, dann könnt ihr auch noch sparen.“ Das hat dem Ruf von Brigitte Dreyer auch nicht gerade gutgetan, aber nach der Mobbing-Pressekonferenz ist da sowieso nichts mehr kaputtzumachen, findet jedenfalls Ihre Rosi Roland
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