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Was Lemke dem KGB verriet

■ Auskunft über Dittbrenner: „Ein Opportunist, der in der SPD Karriere machen wird“

Mit Details aus der Akte „Willi Lemke“ des Bremer Verfassungsschutzes wartet heute das Münchener Nachrichtenmagazin „Focus“ auf. Der Werder-Manager hatte während seiner vierjährigen Agententätigkeit Anfang der 70er Jahre Beurteilungen über Parteigenossen erstellt und mit Wissen des deutschen Geheimdienstes an den sowjetischen KGB weitergeleitet. In „mehr als einem Dutzend“ Aufzeichnungen tauchten unter anderem der heutige Justiz- und Bildungssenator Henning Scherf (SPD) sowie der heutige SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner in der Bürgerschaft auf, so „Focus“. Über Dittbrenner habe Lemke zum Beispiel geschrieben: „Er hat keine eigene Meinung. Er ist ein Opportunist, wird aber trotzdem in der SPD Karriere machen.“

Willi Lemke reagierte gestern gelassen auf die neuen Vorwürfe. „Für mich ist die Sache abgeschlossen. Ich habe die Ehrenerklärung vom Hamburger Innensenator, alles andere interessiert mich nicht mehr“, meinte er gestern. Und weiter: „Ich habe keinen Geheimnisverrat betrieben. Alle Details sind, nachdem ich mich selbst geoutet habe, bekannt. Ich wundere mich nur über die neuen Veröffentlichungen, denn die Einzelheiten sind nur den Mitgliedern der Parlamentarischen Kontroll-Kommission des Verfassungsschutzes bekannt. Ich muß annehmen, daß diese Internas von Mitgliedern dieses Gremiums weitergegeben wurden“, bemerkte Lemke dazu.

Lemke hatte nach Bekanntwerden seiner Agententätigkeit beteuert, nur „belangloses Spielmaterial“ über SPD-Politiker an den sowjetischen Geheimdienst geliefert zu haben. Das wäre – nach Meinung des Mangers - im „jedem Adress- oder Telefonbuch“ nachzulesen gewesen. taz/dpa

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