■ Warum sind Wasserwege so attraktiv?: „Mein Traum: Mit dem Schiff überall hinfahren“
Erwin Schiller, 61 J., Schiffskapitän
Wir machen hier bloß die Stadtfahrt. Eine Stunde. Erst die Spree runter bis zur Kongreßhalle unterhalb der Lutherbrücke und dann rauf bis zur Schleuse. Ich bin jetzt genau auf den Tag 45 Jahre bei der Firma, aber wenn die hier den Palast der Republik abreißen, ist hier nichts mehr mit der Ausflugsschiffahrt. Die schaffen dann den Schutt mit Schiffen ab, das ist ja auch das billigste.
Hans-Dieter Kampmann, 39 J., Lehrer
Um ein Uhr wollen wir es noch einmal versuchen, eben hat er nicht mehr auf uns gewartet. Vor allem machen wir die Fahrt wegen der Kinder, damit sie nicht soviel laufen müssen und trotzdem was sehen. Außerdem bekommt man vielleicht ein paar Erläuterungen zu den Gebäuden. Eigentlich hatten wir vor, eine Fahrt auf dem Wannsee zu machen, aber hier ist es wahrscheinlich spannender.
Irene Kluge, 47 J., Psychologin
Ich bin gerade mal für eine Stunde in Berlin. Mein Traum ist es, einmal mit dem Schiff hier überall entlang zu fahren und dann irgendwo an Land an der Havel „Aal Grün“ zu essen. Das ist gekochter Aal mit Dillsoße, Kartoffeln und Gurkensalat und eigentlich der Grund, warum ich immer mal wieder in Berlin einen Zwischenstopp mache. Leider habe ich nie viel Zeit, aber irgendwann schaffe ich das.
Rudi Veest, 58 J., Rentner
Früher als Kind bin ich noch mit den Dampfern gefahren, als es noch kein Ost oder West gab, das war wunderbar. Nach der Maueröffnung wollten wir noch mal, aber da war uns der Andrang zu groß und im Moment lädt das Wetter einfach nicht ein, mal ne' Fahrt zu machen. Man hat da auf dem Wasser mal die Möglichkeit, die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.
Lydia Klupsch, (Leierka- stenjette), 53 J., Künstlerin
Das ist schon lange her, daß ich auf der Spree gefahren bin. Die ist mir zu dreckig und außerdem kann ich nicht schwimmen. Die Straßen sind ja schon gefährlich genug, da muß ich nicht noch aufs Wasser. Also wenn man den ganzen Dreck sieht, den die Leute da so reinschmeißen, zum Beispiel einfach einen Kühlschrank und dann die Fische, die nach Luft schnappen, oder die Enten und Schwäne – das ist 'ne Sauerei.
Peter Kirchmann, 40 J., Rockmusiker
Früher bin ich oft mit dem Ausflugsdampfer von Treptow nach Müggelheim gefahren. Als Kind fand ich das immer irre toll. Da gab es auch die Mondscheinfahrten von der zehnten Klasse, da kam man dann zum erstenmal bei den Mädels ein bißchen dichter ran. Aber jetzt wird mir ganz übel, wenn ich sehe, daß da „Prinz Albrecht“ auf dem Dampfer steht und die die alte Monarchie auf dem Wasser langzuckeln lassen.
Umfrage: Jörg Welke
Fotos: Marco Limberg/G.A.F.F.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen