: Warum nicht die Dinge beim Namen nennen?
■ betr.: „Weniger Staatsdiener“ (Prozeß gegen Maurice Papon), taz vom 8.10. 97
In dem Artikel von Dorothea Hahn steht: „Der ,Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘ angeklagt wurden in Frankreich bislang nur der Deutsche Klaus Barbie (...) und der Milizionär Paul Touvier, der in enger Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden die mörderische Drecksarbeit am Ende der faschistischen Hierarchie erledigte.“ [...]
Eine „mörderische Arbeit“ ist eine, die so hart ist, daß sie einen umbringt. Solche Arbeit wurde den Gefangenen in den KZs abverlangt. Das Konzept hieß „Vernichtung durch Arbeit“, war also eine Form des Massenmords. Was in dem Artikel aber gemeint ist, ist die „Arbeit des Mordens“. Es müßte also heißen: „die Drecksarbeit des Ermordens“. Diese „Drecksarbeit“ nun hat zu den bekannten Ergebnissen geführt. Sie eine „Drecksarbeit“ zu nennen finde ich äußerst flapsig, um es milde auszudrücken, denn eine Drecksarbeit ist eine, die zwar Scheiße ist, die aber irgendeiner machen muß. Daß Millionen Menschen in deutschen KZs ermordet werden mußten, wurde in der taz bislang bestritten. Was gemeint ist, ist „dreckige Arbeit“, also eine, bei der man sich die Hände schmutzig macht. Solange man allerdings das Morden dadurch adelt, daß man es eine Arbeit nennt, bewegt man sich doch ziemlich auf der Ebene der Mörder, oder nicht?
Warum nicht die Dinge beim Namen nennen? Das ist bei Sprachunsicherheit allemal die eleganteste Lösung. Statt „mörderischer Drecksarbeit“ also sagen, daß es dreckige Mörder waren, auch die französischen Kollaborateure. Nicht wahr. Iris Hanika
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