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Warum „Zweite Generation“?

■ betr.: „Museum für die zweite Ge neration“, taz vom 5. 8. 98

Der Artikel von Cornelia Fuchs hat mir gefallen. Auch das Anliegen, das hinter dem Museum sthet, finde ich wichtig: Jeder Generation eine Annäherung zu ermöglichen, die ihr gemäß ist. Was ich jedoch äußerst bedenklich finde, ist die Überschrift: Museum für die zweite Generation.

Aus dem Inhalt geht hervor, daß das Museum für die Nachkommen der nichtjüdischen Deutschen, also der Täter und Mitläufer ist. Warum werden diese auf einmal als „zweite Generation“ definiert? Da die Juden von den Nazis vernichtet wurden, und nur wenige überlebten, nannte man diese Überlebenden, weil sie bei Punkt 0 anfingen, später die erste Generation und ihre nach 1945 geborenen Kinder die zweite Generation. Die Enkel sind dann die dritte Generation.

Die Situation der nichtjüdischen Deutschen ist überhaupt nicht vergleichbar. Ich finde es deswegen unangebracht, hier von zweiter, dritter Generation zu sprechen. Auf diese Art und Weise setzen sich nichtjüdische Deutsche (indirekt) mit den Opfern gleich oder werden in diesem Artikel durch die Überschrift gleichgesetzt. Iris Weiss, Berlin

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