piwik no script img

Warren Christopher nimmt neuen Anlauf in Nahost

■ US-Außenminister pendelt zwischen Syrien und Israel. Jordaniens König landet im Kampfhubschrauber in Tel Aviv. Der neue Schin-Beth-Chef hat einen Namen

Jerusalem/Tel Aviv (AFP/dpa) US-Außenminister Warren Christopher hat gestern eine neue Vermittlungsmission zwischen Israel und Syrien begonnen. Nach einem Treffen mit Israels Regierungschef Schimon Peres in Jerusalem sagte er, die Anstrengungen für einen Frieden würden intensiviert. Heute will sich Christopher mit Syriens Präsident Hafis al-Assad treffen. Unterdessen ließ Israel etwa 150 palästinensische Häftlinge frei. Der frühere Kommandeur der israelischen Marine, Admiral Ami Ajalon, wird laut Rundfunkberichten die Leitung des Inlandsgeheimdienstes Schin Beth übernehmen. Am gleichen Tag landete Jordaniens König Hussein zum Staatsbesuch in Israel. Bei den syrisch-israelischen Friedensgesprächen in Wye Plantation bei Washington seien erstmals alle Aspekte angesprochen worden, sagte Christopher. Nun sei eine Beschleunigung der Verhandlungen erforderlich. Dabei gehe es für Israel um Frieden mit allen arabischen Nachbarn.

Bis heute sollten insgesamt 1.200 inhaftierte Palästinenser freikommen. Unter ihnen sollen auch militante Islamisten und mutmaßliche Mörder sein. Die Freilassung der Häftlinge erfolgt gemäß dem Abkommen über die Ausweitung der palästinensischen Autonomie (Oslo II). Darin war die Freilassung in drei Phasen festgelegt worden. Nach der jetzt laufenden zweiten Phase sollen sich offiziellen palästinensischen Angaben zufolge noch 2.700 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen befinden. Andere Schätzungen gehen hingegen von fast 3.800 aus.

Palästinensische Sicherheitskräfte nahmen unterdessen im Westjordanland den Wahlkampfleiter einer kleinen Oppositionspartei fest. Thamin Badah von der palästinensischen Volkspartei (PPP) sei am Montag südlich von Nablus festgenommen worden, sagte ein PPP-Kandidat. Die Aktion sei nicht begründet worden.

Der israelische Rundfunk berichtete unterdessen, der 51jährige Ajalon habe den Auftrag der Regierung zur Leitung des Schin Beth angenommen. Erstmals wurde der Name des Top-Agenten öffentlich genannt. Der bisherige Chef des Schin Beth, dessen Name wegen der israelischen Militärzensur stets nur mit „K“ angegeben wurde, war am Montag zurückgetreten. Er hatte damit die Konsequenzen aus Versäumnissen der Sicherheitskräfte bei der Ermordung von Ministerpräsident Rabin gezogen.

Zu einem „Friedensbesuch“ ist Jordaniens König Hussein gestern in Israel eingetroffen. Er flog selbst den Puma-Kampfhubschrauber, mit dem er zu seinem ersten offiziellen Besuch in Tel Aviv landete. Peres begrüßte ihn als „König des Friedens“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen