: Warnung vor Hameln
„Ungünstige subkulturelle Bedingungen“: Fachleute plädieren für den Erhalt des Jugendvollzugs in Bremen
Bremen taz ■ Keine Woche, in der nicht ein eindringlicher Appell das Justizressort erreicht, es möge den Jugendstrafvollzug in Bremen erhalten. Dafür hat sich nun auch die Jahreshauptversammlung der Deutschen Vereinigung der Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen ausgesprochen. Die Fachleute – Jugendgerichts- und Bewährungshelfer, Jugendrichter und -staatsanwälte, Polizeibeamte und Mitarbeiter ambulanter Dienste des Jugendstrafvollzugs – warnen vor der geplanten Verlegung des Bremer Jugendknastes nach Hameln. Die Vorteile des dortigen Vollzugs würden hier schön geredet.
Nach Ansicht der Kritiker besitze die Jugendstrafanstalt Hameln, in der die rund hundert Gefangenen aus Bremen künftig unterkommen sollen, „auf dem Papier zwar ein breites Behandlungs- und Betreuungsprogramm“. In der Realität stehe dies aber nur einem Bruchteil der Jugendlichen zur Verfügung. Die direkte Betreuung der Gefangenen durch Sozialpädagogen und Psychologen bestehe nur in Ausnahmefällen – da die Fachkräfte vorwiegend Abteilungsleiteraufgaben wahrnähmen. Der Personalschlüssel und die „subkulturellen Bedingungen“ seien in der riesigen Haftanstalt mit mehreren hundert Gefangenen ungünstiger als bislang im Bremer Jugendvollzug im Blockland.
Die Verlegung des Jugendknasts nach Hameln sei der „Versuch der Justizbehörde und der JVA Bremen, ein hausgemachtes Problem für teures Geld nach Niedersachsen zu ‚verkaufen‘, anstatt es vor Ort zu lösen“, heißt es in dem Appell. Ein Beispiel für die Malaise sei „der fast jährliche Austausch der Anstaltsleitung“ im Blockland, der „zugleich Ausdruck und Ursache für den Niedergang der letzten Jahre“ sei.
Die Vollzugs-Fachleute dringen darauf, dass das Justizressort ein vom „Förderkreis des Jugendvollzugs“ vorgelegtes Alternativkonzept prüfen soll. Die Millionen, die für Investitionen und Unterhalt in Hameln ausgegeben werden müssten, würden ausreichen für einen hochwertigen Jugendvollzug in Bremen. Diesen zu erhalten, diene auch der Resozialisierung der jungen Delinquenten. ede