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Warnstreik bei der taz hamburg

Die MitarbeiterInnen der taz hamburg sind gestern in einen befristeten Warnstreik getreten. Eine außerordentliche MitarbeiterInnenversammlung beschloß am Mittag einhellig, Arbeitskampfmaßnahmen einzuleiten, um Entlassungen und einen drohenden Kahlschlag im Hamburger Lokalteil zu verhindern.

Bereits im Sommer vorigen Jahres hatte die Berliner Muttergesellschaft umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen in Hamburg durchgeführt. Durch Entlassungen und Stellenreduzierungen wurden rund 3 Stellen und damit mehr als 10 Prozent der Belegschaft abgebaut. Trotz dieses Arbeitsplatzabbaus hat der Hamburger Betriebsrat die Rationalisierungsmaßnahmen damals sozialverträglich mitgetragen.

Nunmehr kommt aus der Berliner Zentrale erneut die Forderung, Personal abzubauen, um die angeblich zu hohen Kosten zu senken. Begründung: Da die am grünen Tisch von der Berliner Geschäftsführung prognostizierten (Anzeigen-)Erlöse (Einnahmen) nicht erzielt werden können und an Sachmitteln in Hamburg nicht weiter gespart werden kann, sollen von den verbliebenen 21,25 Stellen weitere Stellen wegsaniert werden, drei MitarbeiterInnen entlassen werden.

Die Hamburger Belegschaft wehrt sich gegen diesen Kahlschlag. Ein weiterer Personalabbau würde zu starken Qualitäts-, Einnahme- und Auflageneinbußen führen und die Existenz des Hamburger Lokalteils gefährden. In diesem Arbeitskampf geht es vorrangig darum:

1. eine Beschäftigungsgarantie für die Hamburger MitarbeiterInnen zu erhalten und 2. einen an der Auflage orientierten Abrechnungsmodus zwischen der Berliner Zentrale und der taz nord (sprich: taz hamburg/taz bremen) durchzusetzen, der die Arbeitsfähigkeit der Lokalteile sichert.

Die Belegschaft streikt, weil die Berliner Geschäftsführung bislang Verhandlungen über diese beiden Punkte abgeblockt hat. Auch ein Vermittlungsversuch der Gewerkschaft Medien Hamburg wurde aus Berlin zurückgewiesen.

In dieser Auseinandersetzung hat die Berliner Geschäftsführung mehrfach damit gedroht, die gesamte Hamburger Betriebsstätte stillzulegen und damit die taz hamburg einzustellen, wenn Belegschaft und Betriebsrat gegen die Entlassungkonzepte Widerstand leisten sollten.

Dieses kompromißlose Verhalten hat mittlerweile dazu geführt, daß die Hamburger Geschäftsführerin der taz nord von ihrem Amt zurückgetreten ist.

Die Hamburger Belegschaft hat einen großen Anteil daran, daß die taz sich bundesweit als wichtiges Medium etablieren konnte. Die MitarbeiterInnen der taz hamburg lassen sich daher von den Berliner Drohungen nicht einschüchtern.

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