piwik no script img

War Kleist Kannibale?

■ Betr. „Seitenstich“, taz- Bremen vom 6.10.93

Mit der abschließenden Erinnerung, „daß das Rätsel um des Dichters Würzburger Verzehrquittungen noch gänzlich ungelöst“ sei, hat schak auf ein außerordentlich wichtiges Desiderat der Kleistforschung aufmerksam gemacht. Er läßt hier seinen überragenden Sachverstand auf diesem literarhistorischen Spielgebiet brillieren, wovon sein Kommentar durchweg beredtes Zeugnis ablegt. Wenn es uns endlich gelänge, den unbekannten Essensgewohnheiten Heinrich von Kleists auf die Spur zu kommen, würden bislang untentschlüsselbare Abgründe seiner Texte gewiß der Aufklärung zugänglich werden. Wie war es gemeint, wenn er seinen Kritikern die „Dedikation der Penthesilea“ ins Stammbuch schrieb: „Zärtlichen Herzen gefühlvoll geweiht! Mit Hunden zerreißt sie, / Welchen sie liebet, und ißt, Haut dann und Haare, ihn auf.“? Sollten wir folgern müssen: „Sensationell: Kleist war Kannibale“? Prof. Dr. Dirk Grathoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen