: Wallraff bleibt Sieger
■ Prozeß gegen die 'Super!‘-Zeitung wegen Stasi-Vorwürfen
Berlin (taz) — Die Stasi-Vorwürfe des Blut-und Busen-Blattes 'Super!‘ gegen den Kölner Schriftsteller Günter Wallraff sind gestern wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Das Berliner Landgericht beschäftigte sich gestern mit dem Fall und weigerte sich, den einzigen von 'Super!‘ benannten Belastungszeugen vor Gericht zu hören, weil seine Aussagen offensichtlich falsch und widersprüchlich seien.
'Super!‘ hatte beantragt, den ehemaligen Stasi-Mitarbeiter Peter Eberlein aussagen zu lassen. Gegenüber der taz bezeichnete Wallraff den ehemaligen Mitarbeiter der Hauptabteilung Aufklärung als „absolute Dunkelmannfigur“. Er wurde 1980 in der DDR zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil er 20.000 Mark unterschlagen hatte, die eigentlich für Stasi-Agenten bestimmt gewesen waren. Nach seiner Haftentlassung arbeitete er in einer Behörde des Schalck-Imperiums, nach der Wende bot er seine Dienste dem BND an — doch der hatte kein Interesse. 'Super!‘, das wurde gestern deutlich, hat nicht nur schlampig recherchiert, sondern vor allem gelogen. Der angebliche Führungsoffizier von Wallraff war eine Phantasiefigur des Autors, Aussagen ehemaliger Stasi-Mitarbeiter wurden ins Gegenteil verkehrt. So wurde aus dem Satz eines Stasi-Offiziers „Ich kenne Wallraff nicht, mit Ihnen rede ich nicht!“ die Schlagzeile: „Ich verrate ihn nicht!“ Über die Höhe des Schmerzensgeldes für Wallraff wurde gestern noch nicht entschieden. „Ich gehe jede Wette ein, das ich diesen Prozeß gewinne!“, erklärte Wallraff.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen