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Archiv-Artikel

„Wahnsinnig überzogen“

DISKUSSION Die Linke spricht mit den Bewohnern der Kaisen-Häusern über den Verbleib der Kolonie

Claudia Bernhard 

■ 52, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft seit 2011.

taz: Frau Bernhard, ist es menschenunwürdig, wenn Parzellenbewohner aus ihren Häusern geworfen und diese abgerissen werden?

Claudia Bernhard: So wie bei dem Bewohner Harry Geiger, der im Januar aus einem Haus geworfen wurde, ist das völlig indiskutabel. Da dreht sich einem der Magen um. Der Abriss seines Hauses richtete einen unglaublichen Schaden an und es wurde nicht mal Rücksicht auf sein Hab und Gut genommen. Ein ignoranteres staatliches Eingreifen kann man sich bald nicht mehr vorstellen.

SPD und Grüne wollen den Abriss der Kaisen-Häuser nun aufschieben. Was sagen Sie dazu?

Das Aufschieben des Abrisses ist nur eine Übergangslösung. Es sollte grundsätzlich geklärt werden, was mit den Kaisen-Häusern passiert, die lösen sich ja nicht irgendwann in Luft auf. Das Wichtigste ist, dass alle aktuellen Bewohner eine unbegrenzte Wohnberechtigung bekommen müssen. So wird eine Basisabsicherung geschaffen.

Was muss sich konkret ändern?

Es muss eine klare Regelung geben, die es möglich macht, dort langfristig zu leben. Diese Sorgen von Chaos und Wildnis in den Kleingärten finde ich einfach wahnsinnig überzogen.

Sind die Kaisen-Häuser eine gute Alternative für den fehlenden günstigen Wohnraum in der Stadt?

Das eine ist die Sicherung der Kaisen-Häuser für die aktuellen Bewohner, aber andererseits kann das keine Säule des sozialen Wohnungsbaus sein. Wir können mit diesen Parzellen nicht die Defizite des Wohnungsmarktes auffangen, da muss es andere Maßnahmen geben. Aber unabhängig davon dürfen die Kaisen-Häuser nicht als Schmuddelbereich abgetan werden, der nach und nach mit dem Bagger platt gemacht werden kann. Das ist für die historischen Häuser auch keine Lösung.

Interview: Kim Neubauer

19 Uhr, Landheim Walle