Wahlwerbung auf DerWesten.de: Parteien aufm Pott
Die WAZ-Gruppe versucht Parteien in Nordrhein-Westfalen von Werbung auf "DerWesten.de" zu überzeugen - mit einer zweifelhaften Präsentation.
Mit einem "schlüpfrigen Angebot" versucht die WAZ-Gruppe Kapital aus den anstehenden Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen zu schlagen. Das jedenfalls wirft die Linkspartei der Essener Mediengruppe vor. Es geht um ein recht eigenwilliges Motiv: eine auf dem Klo sitzende Frau mit heruntergelassenem rotem Unterhöschen, die sich zu einem auf dem Boden liegenden Notebook hinunterbeugt.
Das Foto ziert die Titelseite einer der taz vorliegenden "Kurzpräsentation", mit der die WAZ NewMedia GmbH bei den Parteien für deren kostenpflichtige "Integration" in ein geplantes "Kommunalwahl-Special" auf DerWesten.de wirbt. Angepriesen wird ein Werbepaket mit einer Laufzeit von circa vier Monaten und einem Preis von 25.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Geboten werden dafür "die Einbindung des Partei-Logos in der rechten Teaserspalte neben dem Content auf der Wahl-Special-Seite sowie die Integration in dem animierten Karussell ebenfalls mit Logo". Zusätzlich erhalten diejenigen Parteien, die sich für eine Buchung entscheiden, noch ein kleinen Teaserbutton, "der auf den lokalen Stadtseiten fest integriert wird und direkt auf die Übersichtskarte bzw. Ihre Informationsseite unter DerWesten verlinkt". Ein Hinweis, dass es sich hier um bezahlte Werbung handelt, ist auf den Anschauungsseiten nicht zu finden. Über den Parteilogos steht nur: "Parteien vor Ort stellen sich vor."
Bei der Linkspartei in NRW kommt das Werbepaket jedoch alleine schon wegen des Titelbilds der Präsentation gar nicht gut an. In einem offenen Brief kritisiert die Partei, "dass der WAZ-Konzern hier mit platter sexistischer Attitüde die männlichen Entscheidungsträger in den Parteien ködern will". Dabei müsse doch "jedem durchschnittlich an Politik interessierten Werbeprofi klar sein, dass er damit bei einer Partei, die die Geschlechterquotierung und den Kampf für gleiche Rechte der Frauen auf ihre Fahnen geschrieben hat, scheitern muss".
Die WAZ kann diese Kritik nicht nachvollziehen. "Wir halten das Motiv für pfiffig, frech und gelungen", sagte Unternehmenssprecher Paul Binder. Es stamme ursprünglich aus der Kampagne für den Start des Onlineportals im Jahr 2007. Auch damals habe es schon eine Beschwerde gegeben. "Aber der Werberat hat das Motiv seinerzeit als unbedenklich eingestuft." Binder betont: "Es ist nicht frauenfeindlich und nicht sexistisch."
Doch auch die Grünen halten das Motiv für nicht akzeptabel: "Es ist sexistisch und geschmacklos", sagte die Sprecherin des NRW-Landesverbandes, Andrea Rupprath. Außerdem würde mit so einem Bild der kommunale Wahlgang diskreditiert. "Die Kommunalwahl ist nicht für nebenbei auf dem Klo." Auch die Grünen wollen das WAZ-Angebot nicht wahrnehmen. Entscheidend sei allerdings vor allem der hohe Preis.
Außerdem habe sie mit dem Angebot auch noch ein journalistisches Problem, so Rupprath. Denn eine saubere Trennung zwischen redaktionellen Inhalten und der bezahlten Parteienwerbung sei nicht ersichtlich. Ein Vorwurf, den WAZ-Sprecher Binder zurückweist: Selbstverständlich würde die bezahlte Wahlwerbung der Parteien als solche kenntlich gemacht. Problematisch bleibt das Angebot trotzdem. Denn Binder sagt auch: "Nur wer das Paket bucht, taucht auch in dem Wahl-Special auf." Übersetzt heißt das also: Wer nicht zahlt, darf sich auf dem "größten Nachrichtenportal der Region" (Eigenwerbung) nicht vorstellen. Für Ralf Michalowsky, den stellvertretenden Landessprecher der Linken, ist das eine nicht hinnehmbare Wettbewerbsverzerrung und "politisch unsittlich".
CDU, SPD und FDP waren am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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