■ Wahlkampfauftakt der SPD: Zeit für Strategen
Parteiaktivisten hatten die Schirmmützen vom letzten Bundestagswahlkampf aus dem Schrank geholt. „Jetzt geht's los!“ las man auf ihren Köpfen, als die SPD an diesem Wochenende ihren Wahlkampf mit Bundesprominenz eröffnete. Doch Stimmung wollte nicht aufkommen. Zu unglaubwürdig wirkten die Versprechen ihrer Spitzenkandidatin, daß etwa ein Ausbau der innerstädtischen Autobahnen, eine Verbreiterung der Stadtstraßen oder der Bau des Transrapids nach Hamburg mit ihrer Partei nicht zu machen sei.
Denn dies haben SPD-Wähler im Wahlkampf vor fünf Jahren schon einmal geglaubt, dann in der Koalition mit der CDU aber das Gegenteil hinnehmen müssen. Solange die Spitzenkandidatin eine Neuauflage der Großen Koalition nicht ausschließt, würde man also gerne wissen wollen, warum sie plötzlich davon überzeugt ist, künftig gegenüber einer autofixierten CDU mehr durchsetzen zu können. Daß zur Abwechslung auch SPDler Machtkämpfe gewinnen können, hat in den letzten zwölf Monaten immerhin SPD-Fraktionschef Böger bei der Verfassungsreform und der Fusion mit Brandenburg sowie Justizsenatorin Peschel-Gutzeit mit der faktischen Legalisierung von Marihuana und ihrer Anti-Korruptions-Initiative gezeigt. Personen, die glaubwürdig andere Themen besetzen – insbesondere bei der Verkehrspolitik – fehlen der SPD allerdings noch. Bis zu den Wahlen bleiben acht Wochen, in denen Stahmer mehr Politstrategen wie Böger und Peschel-Gutzeit finden müßte, um mit ihnen Durchsetzungsfähigkeit zu signalisieren. Dirk Wildt
Bericht unter dem Foto und auf Seite 5
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