Wahlkampf der Piratenpartei: Nach oben ins Leere
Die Piratenpartei hängt Plakate auf, auf denen die Bürger ihre Wünsche selbst niederschreiben können.
Vera Lengsfeld hat sich nicht getraut, auch Halina Wawzyniak war das zu heiß. Die Berliner Piratenpartei übertrumpft im Bundestagswahlkampf die CDU-mit-Busen-Kandidatin und die Linke-mit-Arsch-Bewerberin. Denn die Piraten ziehen blank. Eines ihrer Plakatmotive zeigt eine weiße, leere Fläche. Wahrhaft inhaltsleerer Wahlkampf - wenn nicht unter dem Piratenlogo die Aufforderung stünde, etwas niederzuschreiben: Forderungen und Positionen, die die Piratenpartei im Bundestag vertreten soll, falls sie gewählt wird. Sind das jetzt die Blog-Kommentare für den Bürgersteig? Oder machen die Piraten Politik nach dem Gesetz der Straße?
"Mit den Plakaten wollen wir die Bürger nach ihren Wünschen fragen", sagte Christopher Lauer vom Planungsteam der Piratenpartei Berlin der taz. Im Idealfall seien auf den Plakaten schöne Anregungen zu finden. Passanten, die etwas aufschreiben wollen, aber keine Leiter dabei haben, werden es allerdings schwer haben: Die Plakate hängen teilweise in drei Meter Höhe.
In der Choriner Straße in Prenzlauer Berg haben es Menschen geschafft. Die Plakate fordern jetzt das Recht auf ein "Bier auch vor Vier" - und sogar Unterstützung für die Grünen. Ein Plakat hat ein Haupstadtblog-Autor gekapert. Dank ihm fordert die Piratenpartei jetzt Urheberrechtsschutz - so ziemlich das Gegenteil ihres Wahlprogramms, das eine Schwächung dessen fordert.
Was mit den Vorschlägen der BürgerInnen geschehen soll, ist noch nicht geklärt. "Wir werden nicht alles eins zu eins in unser nächstes Wahlprogramm schreiben", so Lauer. Vermutlich würden die Plakate ins Internet gestellt. Ob und wie die Anregungen diskutiert werden, sei noch offen. BASTIAN BRINKMANN
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links