■ Wahlen in der Türkei: Islamisten als Gewinner
Istanbul (taz) — Die türkischen Parlamentswahlen am Sonntag haben keiner Partei einen klaren Sieg beschert. Die bislang regierende ANAP des Präsidenten Turgut Özal verlor zwar erwartungsgemäß ihre absolute Mehrheit, doch auch der konservative Konkurrent Demirel blieb mit 27 Prozent weit hinter den Erwartungen zurück. Für die sozialdemokratische SHP wurde die Wahl unter ihrem Vorsitzenden Inönü gar zum Desaster — mit 20 Prozent und herben Verlusten in den westtürkischen Großstädten kann sie nun bestenfalls als Juniorpartner in eine Regierung Demirel. Die eigentlichen Gewinner sind die islamischen Fundamentalisten, die ihre Liste auch für die Faschisten des Alparslan Türkes geöffnet hatten. Zusammen holten die beiden Parteien, die das demokratische System ablehnen, 17 Prozent und konnten damit ihr Potential gegenüber den letzten demokratischen Wahlen vor dem Putsch 1980 verdreifachen. Eine Regierungsbildung wird jetzt schwierig, da zwar viele Kombinationen numerisch möglich aber politisch kaum denkbar sind. SEITEN 3 UND 12
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