Wahlen in Namibia: Regierungspartei vor Triumph
Bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen hat die Swapo-Partei und ihr Kandidat Pohamba gute Chancen auf einen Sieg. Namibia leidet weiterhin unter Arbeitslosigkeit und Korruption.
JOHANNESBURG taz | Die Bürger Namibias haben die Wahl: Am Freitag und Samstag stimmen sie über die Zusammensetzung des künftigen Parlaments sowie den Staatschef ab. Gute Aussichten auf einen Sieg und damit eine weitere fünfjährige Amtszeit hat der amtierende Präsident und Spitzenkandidat der Regierungspartei Swapo (South West African Peoples Organization), Hifikepunye Pohamba. Sein politischer Herausforderer ist Hidipo Hamutenya, Führer der neuen Oppositionspartei "Rally for Democracy and Progress" (RDP). Die RDP tritt erstmals bei Wahlen an. Sie hat sich von der ehemaligen Befreiungsbewegung Swapo abgespalten und ist ein Hoffnungsträger für tiefgreifende Reformen.
Zwanzig Jahre nach der Unabhängigkeit Namibias ist die RDP eine chancenreiche Alternative zur langjährigen Einparteienherrschaft der Swapo. Die Partei könnte Schätzungen zufolge auf rund 20 Prozent kommen, aber die Mehrheit der Stimmen von einer Million registrierter Wähler dürften auf den 74-jährigen Präsidenten Pohamba sowie seine Swapo-Partei entfallen.
Die Swapo genießt als frühere Befreiungsorganisation immer noch einen Vertrauensbonus bei den Wählern. Sie hat seit der Machtübernahme bei den ersten demokratischen Wahlen 1989 ihre absolute Mehrheit (55 Sitze) in der mit 75 Parlamentariern besetzten Nationalversammlung von Namibia halten können. Pohamba löste 2004 den damaligen Präsidenten Sam Nujoma nach fünfzehnjähriger Regierungszeit ab. Nujoma, Exguerillakämpfer im Befreiungskrieg gegen die weiße, südafrikanische Herrschaft in Namibia, gilt als Gründungsvater der Nation.
Namibia ist ein stabiles Land, aber die Zwei-Millionen-Bevölkerung leidet unter hoher Arbeitslosigkeit (36 Prozent) und Korruption. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich klaffen immer weiter auseinander. Die Bergbauindustrie, insbesondere der Diamantensektor, muss erhebliche Einbußen hinnehmen.
Präsident Pohamba hat den Reformkurs seines Vorgängers nur halbherzig fortgeführt. Der Generationenwechsel in der Partei hat sich noch nicht auf die Führungsebene ausgewirkt. Das nutzte RDP-Führer Hamutenya im Wahlkampf aus und kritisierte einen autokratischen Regierungsstil. Hamutenya selbst war engster Berater von Expräsident Sam Nujoma. Das heißt, es gibt auch Vorbehalte, und manche Wähler bezeichnen die RDP als "Swapo light".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!