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Wagendorf kann einpacken

■ Rollheimer von der Köthener Straße ohne neuen Standort

Die Rollheimer an der Köthener Straße fühlen sich „nicht ernst genommen“. Gestern war der offizielle Kündigungstermin für das Wagendorf am Potsdamer Platz. Weil der Grundstückseigentümer, die Roland Ernst GmbH, erst Ende August eine Teilbaugenehmigung für die zukünftigen Geschäfts- und Wohnhäuser südlich des Potsdamer Platzes erhält, hat er den WagenbewohnerInnen noch eine Schonfrist eingeräumt. „Wir wissen noch nicht, wo wir bleiben sollen“, meint die Anwohnerin Alice Moll.

Die Senatsverwaltung für Soziales hatte den Rollheimern Ausweichgrundstücke und „sozialverträgliche Lösungen“ garantiert. Die Umschulung der Kinder sollte vermieden werden. „Davon kann jetzt keine Rede mehr sein“, kritisiert der Sprecher Wolfgang Niedrich. Drei Angebote stehen zur Auswahl: ein Neuköllner Kirchengrundstück am Flughafen Tempelhof, ein ehemaliger Sportplatz auf Reichsbahngelände in Köpenick und der bereits bewohnte Standort an der Neuköllner Späthbrücke am Teltowkanal.

Der Platz an der Späthbrücke bedeute für die Schulkinder einen Fußmarsch von einem Kilometer zur nächsten öffentlichen Verkehrsanbindung. Angesichts der Kerosinbelastung des Flugverkehrs bleibe das Kirchenangebot „ökologisch schwierig“, und die Pachtforderung von einer Mark pro Monat und Quadratmeter in Köpenick sei mit der „sozialen Bandbreite“ des Dorfes unmöglich. „Vielen fehlt das Geld.“ Von der mangelnden Bereitschaft der Bezirke, Grundstücke zur Verfügung zu stellen, sind die Rollheimer enttäuscht.

Die Köthener setzen jetzt auf „Zwischenlösungen“. „Wir werden erst mal einem Bezirk zur Last fallen und sehen dann weiter“, sagt Wolfgang Niedrich. Er hofft auf die Wahlkampfstimmung und die Kooperationsbereitschaft der Ost- bezirke. Am Runden Tisch von Politikern und Wagenburgern war von dort Unterstützung signalisiert worden. Silke Fokken

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