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Währungsunion macht Probleme

■ Bonner Politiker haben Zweifel am Umtausch-Kurs 1:1 / SPD-Politiker gegen überstürzte Einheit /

Berlin/Bonn (adn) - Führende Finanz- und Haushaltsexperten von CDU/CSU und FDP haben am Donnerstag Erwartungen an eine Währungsunion mit einem Umstellungskurs der DDR-Mark in D -Mark von 1:1 zurückgeschraubt. „Die Bundesbürger seien zunehmend über Wertverluste der D-Mark besorgt, sagte der Finanz-Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Glos. Ein Umtauschverhältnis von 1:1 würde wegen des fehlenden Güterangebots in der DDR zu erhöhter Nachfrage in der Bundesrepublik und damit zur Inflation führen. Sofern dieser Umtauschkurs auch für die Löhne Gültigkeit hätte, würden Kostenvorteile der DDR-Unternehmen abgebaut. Viele DDR-Betriebe wären dann mit Sicherheit nicht mehr wettbewerbsfähig, „weil die Güter zu den Preisen in D-Mark nicht abgesetzt werden könnten“.

Gegen eine zu frühe Währungsunion und die schnelle Übernahme der Gesetze der Bundesrepublik in der DDR hat sich der SPD-Politiker Rudi Arndt ausgesprochen.

Er beobachte Enttäuschung und Erbitterung in der DDR -Bevölkerung angesichts des Wahlkampfverlaufs. Die Menschen in der DDR erwarteten Hilfe aus der BRD. Deshalb solle die Bundesregierung „für einige Milliarden Mark“ Maschinen und Material aufkaufen und in die DDR liefern.

Ein Vertrag über eine deutsch-deutsche Währungsunion sollte die Möglichkeit einer Übergangsphase bieten, in der auf beiden Seiten die erforderlichen Anpassungsschritte für einen geordneten Vereinigungsprozeß erfolgen. Darauf verweist der Leiter der DDR-Delegation in der gemeinsamen Expertenkommission zur Vorbereitung einer Währungsunion und Wirtschaftsgemeinschaft, Minister Dr. Walter Romberg. Ideal wäre es nach seiner Auffassung, wenn bis zu den Volkskammerwahlen von der Kommission Alternativvorschläge vorliegen würden, die von der neuen Regierung entschieden werden „und es ihr ohne Verzug gestatten, darüber mit der Bundesregierung in konkrete Verhandlungen zu treten“.

Der DDR-Politiker betont, bei den am 20. Februar in Berlin begonnenen Gesprächen über eine Währungsunion sei es beiden Seiten ernst damit, zügig voranzukommen. Trotzdem gebe es einige grundsätzliche Verständigungsprobleme. So bereite das gegenseitige Verstehen der konkreten Wirtschafts- und Finanzstrukturen des anderen Schwierigkeiten.

„Auf unserer Seite ist die Bereitschaft dazu augenblicklich größer als die Fähigkeit. Auf der Seite der Bundesrepublik geht man nach meinem Eindruck sehr viel selbstverständlicher davon aus, daß das dortige System die Basis ist, auf der man sich bewegen muß. Deshalb ist die Neigung, sich in unser System hineinzudenken, weniger ausgeprägt.“

Die nächste Plenarsitzung der gemeinsamen Expertenkommission findet Minister Romberg zufolge am 5. März in Bonn statt.

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