■ Wachdienste: „Polizei schafft das offensichtlich nicht“
Jürgen Rausch, 33 J., Servicetechniker
Ich finde den Wachdienst gut. Die können ja nur einen zusätzlichen Beitrag zur Sicherheit liefern. Daß das staatliche Gewaltmonopol ausgehebelt werden könnte, glaube ich nicht. Die Polizei kann ja diesen Wachdienst auch wieder kontrollieren, wenn die ihre Befugnisse überschreiten sollten. Ich persönlich finde vor allem die Hütchenspieler störend, denn die arbeiten mit unseriösen Mitteln.
Nicolai Tarnow, 23 J., Journalist
Ich stehe dem skeptisch gegenüber. Das Problem ist: Wie werden die sich in ihrem „Amt“ verhalten? Die Leute von diesem Sicherheitsunternehmen sind meines Wissens alle ausgebildete Kampfsportler – wenn da jemand wirklich mal der Meinung ist, sich wehren zu müssen, könnte das böse für ihn ausgehen. Diese Leute vom Wachdienst haben ja auch nicht die Routine eines Polizeibeamten.
Tanja Schröder, 21 J., Fernmeldeassistentin
Ich finde das gut. Da muß doch was getan werden gegen diese Hütchenspieler und fliegenden Händler. Die Polizei schafft das ja wohl auch nicht, deren Zivilbeamte sind ja mittlerweile auch bekannt bei den Leuten. Ich fühle mich auf dem Ku'damm nicht besonders bedroht, auch nicht von Obdachlosen und Drogensüchtigen. Die sollte man nicht einfach einsammeln und wegtransportieren.
Oliver Deinzer, 23 J., Feuerwehrmann
Gegen die Obdachlosen vorzugehen, finde ich ein bißchen traurig, aber gegen Kriminelle muß etwas getan werden. Ob der Staat sein Gewaltmonopol verliert, ist mir egal. Die Polizei schafft das ja offensichtlich nicht ganz. Mich persönlich stören die Leute eigentlich nicht. Wenn ich aber sehe, wie hier Touristen abgezockt werden – das wirft doch ein schlechtes Bild auf uns alle.
Clemens Maier, 59 J., Volkshochschulleiter
Die Sicherheit ist meiner Ansicht nach Aufgabe des Staates, also der Polizei. Wenn die Wachdienstleute allerdings nur eine Hilfsdienstfunktion gegenüber der Polizei wahrnehmen, also beispielsweise Beamte rufen, ist das o.k. Mich persönlich stören Hütchenspieler, Obdachlose und Drogensüchtige nicht. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das nur langfristig gelöst werden kann.
Regina Wurlitzer, 38 J., Graphikerin
Ich finde den neuen Wachdienst sehr gut, Hütchenspieler haben hier nichts zu suchen. Ich finde das besser, wenn sich so ein Wachdienst mit den Leuten beschäftigt, die Polizei kann nämlich ganz schön brutal sein. Deswegen begrüße ich auch, wenn die Polizei ihr Gewaltmonopol verliert. Ich persönlich liebe Obdachlose, das sind nämlich die wahren Menschen in dieser Gesellschaft.
Interviews: Ulrich Jonas
Fotos: Eric Jan Ouwerkerk
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