WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Freitag werden im Kurt-Lade-Klub die Antifaschistischen Aktionswochen 2004 eröffnet, und das, wie es sich für Berlinale, Bundespresseball, Biennale und eben Aktionswochen gehört, mit einer großen Gala – in diesem Fall spielen die Tanzkapellen Rolando Random & The Young Soul Rebels und die in der antifaschistischen Gesellschaft gern gehörten Ginsengbonbons auf. Man sollte an diesem Abend Ellenbogen tragen. Veranstaltet wird der ganze Spaß gemeinsam vom bewährten Info-Café Pankow und der für ihre Feinkost sehr bekannten Antifaschistischen Jugendkoordination Nordost. Von allen anwesenden Prominenten und Sternchen wird für einen guten Zweck gespeist und getrunken, ein roter Teppich und der notorische Promifriseur Waltz werden allerdings nicht erwartet. Am Sonntag mobilisieren diverse Antipsychiatriegruppen in den RAW-Tempel, dort wird über das „Das kolonialisierte Subjekt“ geredet, das in diesem Fall allerdings nicht das Opfer der Kolonialherrschaft, sondern der oder die PsychiatriepatientIn ist. Ein etwas schwieriger Titel, wenn man es nicht gerade mit Foucault und den Seinen hält. Demnächst wird der Bundestag die Einführung des neuen Paragrafen 196 a BGB beschließen, mit dem die psychiatrische Zwangsbehandlung jetzt auch ambulant ermöglicht werden soll. Um sich einer solchen Behandlung zu entziehen, müssen sich die Menschen letztendlich dem vorauseilenden Gehorsam verschreiben und sich freiwillig der Psychiatrierung unterwerfen, wenn sie nicht so funktionieren, wie es die gesellschaftliche Normierung will. Über die Folgen dieses Gesetzes werden unter anderem Alice H. und Jan Groth, die im so genannten Weglaufhaus arbeiten, und René Talbot von der IrrenOffensive informieren. Anschließend wird der zum Thema passende Film „Das weiße Rauschen“ gezeigt.