WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute lädt der Buchladen Schwarze Risse im Mehringhof zu einer Lesung und zum Gespräch ein, der Kommunist und – gemäß den Nürnberger Rassegesetzen – Jude Ernesto Kroch liest aus seinem soeben erschienenen Buch „Heimat im Exil – Exil in der Heimat“. Kroch, der in seiner Jugend vor den Nazis floh, musste sein Exilland Uruguay wiederum verlassen, als es dort zu einer brutalen Militärdiktatur kam, diesmal floh er nach Deutschland. Seit den Achtzigern lebt er nun wieder in Montevideo. Kroch wird von seinem aufregenden Leben erzählen und gern auf Fragen antworten. Am Mittwoch wird in der Offenen Uni die verdienstvolle Veranstaltungsreihe „Militante Utopien“ fortgesetzt, diesmal wird – wie immer abseits von der heute auch in linken Zirkeln üblichen Verklärung und Verniedlichung – über die italienische Gruppe Lotta Continua geredet werden. Es herrscht in der Offenen Uni ein bisschen Seminaratmosphäre, das aber rettet vor doofem Gelaber. Was ja nicht wenig ist. Am Samstag dann ist Aktivistentag! Am U-Bahnhof Borsigwerke wird es am Mittag erneut einen so genannten antirassistischen Einkauf geben, bei welchem Chipkarten von MigrantInnen gegen Bargeld getauscht werden, damit diese sich auch einmal das kaufen können, was sie wirklich wollen (12 Uhr). Ein paar Stunden später sollte man sich vor dem Gefängnis in Moabit einfinden: Dort wird für all jene demonstriert, die am 1. Mai das geleistet haben, was man manchmal so leichthin einen antifaschistischen und sozialen Widerstand nennt, und zugleich gegen die, die jene, die am „Tag der Arbeit“ ihren Widerstand mehr oder weniger einfallsreich ausübten, dort in Gewahrsam halten. „Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!“ ist das Motto dieser Demonstration, wobei „soziale Gefangene“ ein recht putziger Terminus ist (Alt-Moabit, 15 Uhr).