WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Diese Woche ist eine des fröhlichen Rückblicks, denn um die Studentenbewegung (oder wie immer der fröhliche Protest zu nennen ist) kümmert sich außer Spartakistenbünden und Vollversammlungen keiner. Heute jedenfalls liest der Hamburger Autor Marco Carini im Café Morgenrot aus seiner Fritz-Teufel-Biografie: „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient“. Teufel, ja auch quasi ein „Student“, war, im Gegensatz zu Langhans oder Kunzelmann, ein immer grundsympathischer Typ, der nicht ständig darauf bedacht war, wie viele Zuschauer er hatte. Carini allerdings konnte nicht mit Teufel reden, da Teufel heute jeglichen Kontakt zu Journalisten meidet. Wie er also einige biografischen Details erfahren konnte, wäre eine spannende Frage. Am Donnerstag wird der A-Laden zum Hörsaal für ein vorrevolutionäres Seminar – die „Vorgeschichte der russischen Revolution 1825–1905“ ist das Thema, Bakunin, Marx, Lenin, Trotzki, Bolschewiki und Menschewiki werden vor unserem inneren Auge neu erstehen und zu den Waffen greifen lassen. Auch nicht schlecht für Studentenbewegungen. Der Samstag dann Demonstrationstag für all jene, die nicht für den Erhalt des Systems, sondern gegen den Faschismus kämpfen – den Nikolaustag haben sich Berliner Nazis auserkoren, um durch die Bezirke Neukölln und Treptow zu marschieren, die linke Gegenkundgebung findet ab 10 Uhr am U-Bahnhof Zwickauer Damm statt. Ziel der Antifa ist es, „den Aufmarsch zu einem Desaster für die lokale Naziszene zu machen!“. Schön. Der Sonntag schließlich blickt zurück in die Zukunft. Im A6-Laden redet der Holocaust-Forscher Hanno Loewy über den „Holocaust im Holodeck“ und darüber, wie sich antisemitische Stereotype in der Star-Trek-Reihe munter ausleben lassen, da sich das Vorurteil ja scheinbar ganz folgenlos gegen Außerirdische richtet.