WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird in der Lunte – wie so oft und wie allerorten in Berlin – wieder einmal an eine heroische Figur der Linken erinnert. Dieses ganze Herumerinnern nervt allerdings ziemlich, da es bei diesen „Gedenken ans Denkmal“-Veranstaltungen viel zu selten darum geht, auch Kritik an den vorgestellten Heroen zu üben. Vielfach aber hätten die Erinnerten diese Kritik verdient, und die Linke hätte sie eh nötig. Nun ja. Heute Abend allerdings wird an eine Anarchistin erinnert, eine frühe Feministin zudem, an Emma Goldmann nämlich, die mit Kritik an ihren Genossinnen, vor allem aber Genossen nicht eben sparte. Auch das Konzept der „Freien Liebe“ nahm sie nicht einfach so hin. Und das sei empfohlen.
Morgen dann geht es im Köpenicker Café wieder einmal um Schäuble und die Terroristenhatz. „Spätestens seit die Sicherheitsbehörden herausgefunden haben, dass ‚Terroristen‘ auch GEZ-Gebühren zahlen, rasiert sind und sogar normalen Berufen nachgehen, ist jedeR verdächtig.“ Das schreiben die VeranstalterInnen. Diese Erkenntnis kann man schon seit 1970 haben – wobei, das mit den GEZ-Gebühren, das stimmte damals vielleicht noch nicht.
Am Freitag ruft die Gegenstandpunkt-Redaktion zu einem Abend im Baiz über Klassenkampf und „gewerkschaftliches Ritual“. Mit gewohnter Schneidigkeit werden die Vortragenden das Versagen der Gewerkschaften analysieren und mit einer, wie sie selbst denken, bei Marx gelernten Schärfe die Verhältnisse beschreiben und sich dabei an sich selbst berauschen. Am Samstag dann werfen sich wackere AntifaschistInnen auf dem Sterndamm in Schöneweide einem Aufmarsch von „Freien Kräften“, der von der NPD unterstützt wird, entgegen. „Antifa-Event statt Nazi-Advent!“ heißt das Motto. Event, so, so. Na, das wird dann ja ein schönes Spektakel geben! (10.30 Uhr).
Emma Goldmann: Lunte, Weisestr. 53, Mo., 19 Uhr
Schäuble: Köpenicker Café, Seelenbinderstr. 54, Di., 18.30 Uhr
Gewerkschaft: Baiz, Christinenstr. 1, Fr., 18 Uhr