WOCHENÜBERSICHT: KUNST : ■ Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Die fünf Schiffchen des 1970 in Forth Worth, Texas, geborenen Künstlers Nathan Carter schippern eng gedrängt und bunt durch den Galerieraum. Sie sehen ein bisschen aus wie Seifenkisten und sind wie diese bunt mit Flaggen und Logos bemalt; dazu zieren sie beeindruckende Antennenanlagen. Nathan Carter beschreibt sie als „Ocean boat with radio Atlantic low moving east veering to Viking moderate to poor“ oder „Ocean boat with radio badly South Fitzroy visibility 2 to 3 risk moderate on light rain“. Was das genau bedeutet, ist so wenig klar wie der Sinn der Diagramme, die an ihren Antennenmasten angebracht sind.
„Mapping the Unmappable“, darin definiert Nathan Carter seine künstlerische Weltsicht. Wir alle leben in urbanen Infrastrukturen und bedienen uns technisch-logistischer Mobilitäts- und Kommunikationsstrukturen, deren Darstellung in Diagrammen letztlich immer auf die wirrsten Grafiken der Welt hinausläuft. Auch Ingenieure kartografieren das nicht Kartografierbare und es funktioniert. Warum also sollten Carters fragilen Fregatten bei Schipper & Krome nicht see- und radiokommunikationstauglich sein? Nicht das wahre Bild des transatlantischen Transportwesens zeigen?
Auch die Fundstücke aus Suchmaschinen, die Adib Fricke als wandbestimmende Satzstücke in das doppelläufige Treppenhaus des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene der Charité gesetzt hat, finden ihren Sinn in den Gepflogenheiten der vernetzten Kommunikation: Nach „Muslim Mafia Girl“, „Spanische Stiefel Folter“ oder „Celebrity Autopsy“ wird da gefragt. Und erstaunlich, aber wahr, die Maschine antwortet auf dieses Gestotter, auf Sprache als Chiffre und Echo des Suchens. Mit wenigen Worten stellt Frickes künstlerische Intervention die denkbar welthaltigsten Bezüge und Referenzen her.