WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Eben noch standen die Zeichen auf Untergang. Nun sorgt frisch gewährte Basisföderung für neuen Mut beim Theaterdiscounter, der sich ab Donnerstag unter dem Dach der Sophiensæle zurück zum Kunstdienst meldet: Mit einer neuen Ausgabe von Planet Porno, jenem von Ur-Theaterdiscounter Patrick Wengenroth entwickeltem rasenden theatralischen Kompilationsformat aus Destillaten deutscher Gefühls- und Medienwelten. Passend zum abgerissenen Hitlerkopf steht diesmal „Der braune Rucksack“ im Mittelpunkt. Planet Porno ist Teil der „Trilogie der Sommerfrischler“, mit der der Theaterdiscounter am Donnerstag das Sommerprogramm der Sophiensæle eröffnet. Das English Theatre Berlin musste eine Weile auf die Vollendung seiner Spielstätte in der Fidicinstraße 40 in Kreuzberg warten. Jetzt ist es so weit und der Spielbetrieb kann beginnen. Und zwar im Sinne der dort wegen Botschaftseröffnung und Präsidentschaftswahlen ausgerufenen „American Season“ mit Tennessee Williams’ amerikanischer Version des antiken Mythos von Orpheus und Eurydike – „Orpheus Descending“. Williams verlegt die Totenwelt ins Diesseits der finsteren amerikanischen Provinz, wo eines Tages der amerikanische Orpheus Val Xavier mit seiner Gitarre auftaucht und sich in eine verheiratete Frau verliebt. Mit tödlichem Ausgang, versteht sich. Keinesfalls entgehen lassen sollte man sich auch Milan Peschels höchst eigene Theaterversion von Erich Kästners berühmtem Kinderbuch „Das doppelte Lottchen“ im Theater an der Parkaue, das bereits am Wochenende Premiere hatte. Ein Klassiker fürs Jugendtheater ist immer wieder Shakespeares „Romeo und Julia“, das die Mädchen-Theaterwerkstatt des Theaters Strahl nun in die Welt zweier verfeindeter Mädchenbanden verlegt hat und als „Julia und Julia“ auf die Probebühne in der Kyffhäuserstraße 23 bringt.
„Der braune Rucksack“: Sophiensæle, Do./Fr.
„Orpheus Descending“: English Theatre Berlin, jeweils Di.–So.
„Das doppelte Lottchen“: Theater an der Parkaue, Di.–Fr. 10 Uhr
„Julia und Julia“: Theater Strahl, Fr./Sa. 18 Uhr