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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die spielfreie Zeit der großen Bühnen schafft Freiräume für Entdeckungen.

Zum Beispiel in Neukölln, wo seit etwa einem Jahr das kleine jüdische Theater Bimah seinen Spielort hat. Prinzipal Dan Lahav präsentiert hier Klassiker wie Anskis „Dybbuk“ und Ephraim Kishon ebenso wie jiddische Folklore oder Stücke über das Schicksal der Juden im Deutschland der 30er- und 40er-Jahre. Wichtig ist dem Theater aber auch die Vermittlung religiöser Rituale des Judentums an alle, die es schon immer mal wissen wollten und sich nie zu fragen trauten: „Schabatt Schalom“, die Feier zur Begrüßung des jüdischen Ruhetages, war ein Dauerbrenner des Theaters. Am Donnerstag gibt es bei Bimah noch einmal „Die Kondomhändler“ von Hanoch Levin, der vor fast 20 Jahren starb und zu den Begründern der israelischen Gegenwartsdramatik zählt.

Die Tanzfabrik in der Kreuzberger Möckernstraße ist eine der Brutstätten der freien Tanzszene in Berlin und wird im Winter 30 Jahre alt. Jeden ersten Sonntag im Monat widmet sich dort eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Freistil“ der Kunst der Improvisation. Diesen Sonntag heißt das Motto „Deep into the Earth“. Gezeigt wird unter anderem ein Butoh-Solo von Juko Kaseki. Mit von der Partie ist außerdem die israelische Tänzerin Zufit Simon, die auch beim „Tanz im August“ dabei sein wird.

Am Donnerstag hat auch die neue Produktion von Dock 11 Premiere, Melanie Langs multimediale Tanzperformance „Held“, in der es um das Verhältnis von Raum und Gedächtnis geht.

Ganz unerschrockene Theaterfreunde, die geschmacklich bereits gefestigt sind, sollten sich auf keinen Fall die höchste eigene Version von Goethes Faust der Woesner Brothers entgehen lassen, die in „Faust – Die Komödie“ all das aufgeschrieben haben, wozu Goethe selbst noch nicht in der Lage war.

„Die Kondomhändler“: Bimah, Do., 20 Uhr „Freistil: Deep into Earth“: Tanzfabrik, So., 18 Uhr „Held“: Dock 11, Fr.–So., 20.30 Uhr „Faust“: Woesner Brothers Theatersommer, Fr., 20 Uhr