WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Achtzigerjahre versuchen momentan mächtig, sich bühnenmäßig wieder als relevant zu erweisen. Erst Thomas Bernhard und Heiner Müller, jetzt kehrt auch Rainald Goetz zurück, und zwar mit einem Drama, das er einst dem schrillsten aller Achtziger-Jahre-Heroen, Jeff Koons, gewidmet hat. Der versuchte, Kunst und Leben auf höchst eigenwillige Weise zu verbinden und verbat sich ganz entschieden jedes richtige Leben im falschen. Der Regisseur Martin Pfaff, eigenem Bekunden zufolge erlebnishungrig und sinnabhängig, wird „Jeff Koons“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszenieren: Wie das Theater vermelden lässt, auch als Beitrag zur „American Season“, die in Berlin anlässlich des Gastspiels des Museum of Modern Art in der Nationalgalerie ausgerufen wurde. Auch Franz Kafka hat Amerika zu denken gegeben. In seinem Roman „Amerika“ lässt er den 17-jährigen Karl Roßmann ins Schattenreich der amerikanischen Gesellschaft steigen: kein amerikanischer Traum, nirgends. Stephan Müller hat den Stoff von 1912 jetzt für die Bühne, genauer gesagt: für das Maxim Gorki Theater aufbereitet. Wie man hört, mit einem Hauch von Charlie Chaplins „Modern Times“. Um die Krankheiten der Zivilisation zu heilen, muss man erst mal nach ihren Ursachen forschen. Wem das zu anstrengend ist und wem demzufolge auch die Verbesserung der Welt eher schwierig erscheint, der erwartet vielleicht vom Hausarzt Hilfe. So mancher Doc, der von seinen Patienten mit Wohlstandswehwehchen terrorisiert wird, kann ein Lied davon singen. Im vorliegenden dramatischen Fall, der beim Theaterdiscounter jetzt unter dem Titel „Doktorspiele“ verhandelt wird, konnte ein Arzt die Sache für sich fruchtbar machen. Das ausgesprochen schräge Stück stammt von der polnischen Autorin Magdalena Felixa und wird von Herbert Schöberl inszeniert.