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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Wild Cards – Playing the Future“, DT-Kammerbar, 23. 4.

Zwei junge Männer prügeln im Herbst 1998 in der amerikanischen Provinzstadt Laramie einen jungen Homosexuellen brutal nieder. Während das Opfer Matthew Shepard im Krankenhaus noch im Koma liegt, demonstrieren vor dessen Toren rechtsextreme Christen gegen Schwule. Matthew stirbt, seine Mörder werden zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Theaterregisseur Moisés Kaufman reiste nach diesen Ereignissen mit den Schauspielern seines Tectronic Theatre Projects nach Laramie, um Gründe für die Gewalt und den Hass in der Kleinstadt zu suchen. Auf der Basis von Gesprächen und Gerichtsprotokollen entstand sein dokumentarisches Theaterstück „Das Laramie Projekt“ mit rund achtzig Rollen, die auf eine Hand voll Darsteller verteilt sind. In der Vagantenbühne inszeniert Peter Lackner die deutschsprachige Erstaufführung.

„13 L. D. Metamorphosen“, Komische Oper, 23. 4.

Im Mittelpunkt der neuen Produktion des Carrousel Theaters steht ebenfalls eine Gewalttat, die als Schulmassaker von Littleton traurigen Weltruhm errang. Der amerikanische Schriftsteller Morton Rhue hat die Ereignisse an der Columbine-Highschool zum Ausgangspunkt seines Buchs „Ich knall euch ab!“ gemacht, das der Regisseur Sewan Latchinian jetzt für die Bühne bearbeitet hat. Auch hier wird die Tat nur in Gesprächen, Interviews und Reflexionen greifbar.

„Ich knall euch ab“, Carrousel Theater, 22. 4.

Wem bei so viel Gewalt jetzt die Angst den Rücken heraufkriecht, dem sei ein Abend für Zukunftsängstler, Paranoiker und Skeptiker in der Kammerbar des Deutschen Theaters empfohlen: „Wild Cards – Playing the Future“ von Regina Brunier. Auf keinen Fall sollte man sich auch die letzte Premiere des BerlinBalletts an der Komischen Oper „13 Last Dances. Metamorphose“ entgehen lassen, ein zweiteiliger Ballettabend, den Meryl Tankard und Ingun Bjornsgaard choreografieren.

„Das Laramie Projekt“, Vagantenbühne, 21. 4.