WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ein Erfolgsgeheimnis des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin ist, dass er in die Groteske treibt, was wir immer schon mal leise dachten. Zum Beispiel Folgendes: Im Jahr 2040 wird die Welt von einer ökologischen Diktatur beherrscht. Wer unökologisch isst oder gar lebt, wird schwer bestraft, beziehungsweise in Umerziehungslager gesteckt. Aber wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Denn natürlich gibt es ein paar letzte Helden der Ausschweifung, die für die Errettung vor dem Ökoterror kämpfen. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei eine Sammlung tiefgefrorener Krautsuppen. Peter Kastenmüller wird „Schtschi“, wie Krautsuppe auf Russisch heißt, im Studio des Maxim-Gorki-Theaters inszenieren.
„La Dolce Vita“ nennt sich ein italienisches Kultur-Festival, wozu selbstredend auch das Theater gehört. Das Hebbel-Theater zeigt als deutsche Erstaufführung Eduardo De Filippos tragische Wirtschaftswunder-Komödie „Sabato, domenica e lunedi“, die der Schauspieler und Regisseur Toni Servillo für das Teatri Uniti in Neapel inszeniert hat und in der es ebenfalls ums Essen geht.
Ein deutsch-polnisches Theaterprojekt steht auf dem Spielplan des Carrousel-Theaters. Das Jugendstück „Scheuklappen – Grenzfluss Oder“ handelt von der jungen Polin Joanna, die nach Deutschland kommt, um Abitur zu machen. Hier trifft sie den 17-jährigen Sven, der ihr von der Schule als Pate zugeordnet wurde. Zwei Perspektiven, ein Theaterabend: Das Publikum wird für die Hälfte der Vorstellung geteilt, um jeweils eine Sicht samt eigener Klischees genauer kennen zu lernen.
Im Übrigen empfehlen wir einen Besuch in der Staatsoper Unter den Linden, wo die erste Operninszenierung der Choreografin Reinhild Hoffmann, Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“, zu sehen ist.