WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Im Sommer pausiert die Hochkultur, weshalb man auch im Theater ungestraft die Seele baumeln lassen kann. Und wenn schon das Wetter nicht mitspielt, ist wenigstens auf das Theater Verlass. Die Diskurse sind im Urlaub. Niemand verlangt vom Zuschauer etwas anderes, als sich zu amüsieren. Brachial anarchistisch ist beispielsweise der Humor der Brüder Schönthan, die mit ihrer 1885 entstandenen legendären Bildungsbürgerkomödie „Der Raub der Sabinerinnen“ in den Olymp der Lustspielschreiber gelangten. Ein Wandertheaterdirektor namens Striese will die dramaturgisch nicht ganz ausgereifte Römertragödie eines spießigen Freundes auf die Bühne bringen. Die Umstände sind rundum widrig und die Talente auf allen Seiten bescheiden, was zu ausgesprochen hanebüchenen Situationen auf und hinter der Bühne führt. Ab Donnerstag ist das Stück auf der Freilichtbühne der Spandauer Zitadelle zu sehen. Spaß verspricht auch die nächste Produktion des Theaters am Kurfürstendamm, deren Protagonist ein Schutzengel mit dem schönen Namen Engelbert ist, dem der Kabarettist Jochen Busse seine virtuos säuerliche Miene leiht. Jenem Engelbert droht ein schreckliches Schicksal: Er soll der Schutzengel von Michael Schumacher werden, was er nur mit Müh und Not abwenden kann: „Einmal nicht aufgepasst“. Im Hof des Deutschen Historischen Museums spielt das Theater Comedia ein historisches Volksstück mit Musik: „Vom märkischen Narren Hans Clauert“ handelt vom Eulenspiegel der Mark Brandenburg, dem ein Autor namens Bartholomäus Krüger 1587 ein Volksbuch gewidmet hat, auf dessen Grundlage jetzt Reinhard Kühners Theaterfassung entstand. Das Hexenkessel Hoftheater am Monbijou-Park hat ab Sonntag einen neuen Shakespeare auf dem Programm, nämlich die „Komödie der Irrungen“.