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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Gerade hat die Regisseurin Andrea Breth in einem Gesprächsbuch mit der Theaterkritikerin Irene Bazinger erzählt, dass ihr Theaterinitiationserlebnis eine Aufführung von Gerdt von Bassewitz’ Klassiker „Peterchens Mondfahrt“ war. Die Geschichte vom Maikäfer Sumsemann, der mit den Kindern Peterchen und Anneliese zum Mond fliegt, um sein verlorenes Bein zu suchen, ist übrigens ursprünglich als Theaterstück verfasst und erst drei Jahre nach seiner Uraufführung in Leipzig 1912 in einer Prosafassung (mit den berühmten Bildern von Hans Baluschek) erschienen. Nun hat sich mit Showcase Beat Le Mot die Performance-Truppe dieses Klassikers angenommen, die schon vor zwei Jahren mit der Renovierung von „Räuber Hotzenplotz“ Furore machte. Ab heute Morgen begeben sie sich im Theater an der Parkaue auf die schicksalhafte Reise, auf der sie nicht bloß dem Sandmännchen begegnen und auf der Sternenwiese rasten, sondern auch Prüfungen durch die Naturgewalten zu überstehen haben. Überstanden hat das Deutsche Theater mehrere Monate sanierungsbedingte Schließung und wird nun am Samstag mit Karin Henkels Inszenierung von Christopher Hamptons Drama „Gefährliche Liebschaften“, entstanden nach dem berühmten Briefroman von Choderlos de Laclos, wiedereröffnet. Während Hampton in die asozialen Abgründe der Lust blicken lässt, schaut man im kafkaesken Sozialarbeiterinnen-Oratorium „Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller in die Abgründe unserer Betroffenheitskultur. Marcus Lobbes’ Freiburger Inszenierung eroberte letztes Jahr die Theaterrepublik und gewann den Publikumspreis der Mülheimer Theatertage. Jetzt hat das Maxim Gorki Theater die Inszenierung übernommen: Premiere Donnerstag. Am Wochenende gastiert im HAU außerdem Johan Simons hoch gelobte Theateradaption von Joseph Roths Roman „Hiob“.

„Peterchens Mondfahrt“: Theater an der Parkaue, ab Di.

„Gefährliche Liebschaften“: Deutsches Theater, ab Sa.

„Kaspar Häuser Meer“: Maxim Gorki Theater, ab Do.

„Hiob“: HAU 1, Sa. + So.