WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
„Das wird ein Schiller-Woodstock!“, hat Klaus Maria Brandauer, der die Titelrolle in Peter Steins Inszenierung der „Wallenstein“-Trilogie spielt, vor einer Woche in einem Interview gesagt. Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein war ein legendärer Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, der auf der Seite der Katholiken für Kaiser und Glauben stritt, bis er in Ungnade fiel und von den eigenen Offizieren ermordet wurde. Im Berliner Ensemble, genauer gesagt in der Neuköllner Kindl-Brauerei, inszeniert jetzt Regielegende und Großmeister der Extended Version, Peter Stein, die Trilogie – und zwar am Stück, weshalb das Theater schon um 14 Uhr beginnt und man damit rechnen sollte, nicht vor Mitternacht wieder daheim zu sein. Nach all den Neunzigminütern, die allseits die aktuellen Spielpläne prägen, hat das doch schon wieder was!
„Über Tiere“ heißt das neue Stück von Elfriede Jelinek, das bei näherem Lesen auch „Über Frauen“ heißen könnte, so böse, zärtlich und sarkastisch reflektiert Elfriede Jelinek darin den Umgang herrschender Diskurse mit dem weiblichen Geschlecht. Nach Ruedi Häusermanns Wiener Uraufführung kommt das Stück jetzt auch anderweitig in die Theater. In den Kammerspielen des Deutschen Theater inszeniert es Jelinek-Versteher Nicolaus Stemann.
„Der Autokrat und das Mädchen“ ist die neue Produktion der Theaterformation „Das Helmi“ überschrieben, die ab Donnerstag im Ballhaus Ost läuft. Die Geschichte klingt nach heute, reicht aber tief in archaische Vorzeiten hinein, als im alten Persien ein böser Visier alle Juden des Landes ermorden wollte und Esther, die jüdische Frau des Königs Ahashwerosch, das Komplott vereitelte. Das Helmi hat die biblische Geschichte jetzt zu einer Mischung aus Bartholomäusnacht, Apokalypto, Mad Max und Bollywood verquirlt.
„Wallenstein“: ab Sa., Kindl-Brauerei Neukölln
„Über Tiere“: ab So., Deutsches Theater/Kammerspiele
„Der Autokrat und das Mädchen“: ab Do., Ballhaus Ost
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